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Event Kultur

Jean Luc und die Singularität vorm falschen Fenster

Hä? Ja, hab ich auch gedacht. Nochmal genauer lesen. Jean Luc? Mir fallen mindestens zwei irgendwie „bekannte“ Typen ein, die diesen Vornamen tragen. Und das falsche Fenster? Äh, ja, sorry, falsches Fenster! Zur Singularität fragen Sie am besten bei plomlompom nach.

Zur Sache (kopiert von atomsandbits.net):

“Jean Luc” ist ein dreitägiger, offener und transparenter Think-Tank vom 8. bis 10. Januar 2010 im HAU 1 in Berlin. Er schließt thematisch an das atoms&bits Festival 2009 an.

Die Erde ist gut 4,5 Milliarden Jahre alt, der Homo sapiens trat vor 200.000 Jahren auf den Plan, Sprache, Musik und andere universale Kulturtechniken haben sich vor 50.000 Jahren entwickelt. Elektrisches Licht nutzen wir seit 130 Jahren, das erste Auto fuhr vor 123 Jahren, der erste erfolgreiche Flug mit einem Motorflugzeug fand vor 106 Jahren statt. Der erste Webbrowser ist gerade 18 Jahre alt, Google wurde vor kurzem elf und der Aufstieg von Web 2.0 mit Diensten wie Myspace, Facebook und Twitter begann vor gut fünf Jahren. Das erste iPhone kam vor zwei Jahren auf den Markt und Google Wave, in dem dieses Programm entsteht, gibt es seit 6 Monaten.

Arbeit und Leben verändern sich rapide. Das erste Mal in der Geschichte der Menschheit wird eine global vernetzte und partizipative Gesellschaft möglich. Welche Auswirkungen hat all das auf unser Leben, auf unsere Formen zu arbeiten, zu lernen, zu lieben, zu konsumieren, zu produzieren, sich politisch zu agieren, auf Kunst und Kultur? Wie wollen wir diese Entwicklung gestalten?

Öffentliches Programm (mehr Infos in Kürze):

  • Freitag Abend 20:00 Uhr: “Auge und Ohr – The Evolution Will Not Be Televised” (Kurzfilmscreenings und Diskussion – 3 Euro),
  • Samstag Abend 20:00 Uhr: „Teil und Ganzes – Braindrops keep falling on my head.  (Revue – 7/4 Euro) – anschließend legen snake’n’tiger Tanzmusik auf und haben Spaß dran und
  • Sonntag Nachmittag 16:30 Uhr: „Coffee and Brain – Think-Tank Ergebnisse und rein in die Zukunft (Kaffeetabletalk – Eintritt frei).

Zum Think-Tank (Society Brainwalk, Fr-So) bitte anmelden.

Eine Veranstaltung von atoms & bits. Kuratiert von Martina Pickhardt, Martin Schmidt und Sebastian Sooth.

Veranstaltungsort:
HEBBEL AM UFER – HAU 1
Stresemannstr. 29
10963 Berlin

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Allgemein G8-Verfahren

Neues zur Polizeigewalt bei der „Freiheit statt Angst“-Demo

Der Chaos Computer Club hat heute eine ausführliche Auseinandersetzung mit den gewalttätigen polizeilichen Ausschreitungen bei der Demonstration „Freiheit statt Angst“ vom September 09 veröffentlicht.

Neben einer Analyse der Polizistenaussagen durch den Rechtsanwalt Johnny Eisenberg wird dort auch neues Videomaterial vorgestellt. Es zeigt den Ablauf jeweils aus den Perspektiven der beiden vor Ort eingesetzten Polizeikameras sowie der Aufnahmen der Demoteilnehmer.

Der CCC macht das Material aus gutem Grund öffentlich zugänglich:

Ein Opfer polizeilicher Gewalt wird zum Täter gemacht. Der Polizeipräsident verleumdet ihn, verkündet öffentlich und im Innenausschuß des Berliner Abgeordnetenhauses, das Opfer selbst sei schuld, er habe gestört. Die beteiligten Polizeibeamten organisieren sogleich nach der Tat Falschaussagen und Falschbeschuldigungen, verschweigen die eigene gemeinschaftlich begangenen Straftaten.

Am Rande einer Demonstration gegen zunehmende Einschränkungen von Grundrechten, das Recht auf informationelle Selbstbestimmung, das Recht auf IT-Freiheit und Persönlichkeitsrechte wird der Mann zusammengeschlagen. Ihm werden Ober- und Unterlippe zerrissen und vom Kiefer abgerissen. Bei der gewalttätigen Festnahme verschwinden Aufzeichnungen, die ihm dazu dienen sollten, den an den Gewalttaten beteiligten Polizeibeamten zu identifzieren, der sich zuvor geweigert hatte, seine Dienstnummer anzugeben.

[…]

Die Polizeivideos belegen weiter: Die Sprache der Beamten und deren Körperhaltung ist martialisch, machistisch, gewaltbetonend, aggressiv. Sie reden vom polizeilichen Gegenüber, von Linksextremisten. Einfache Nachfragen nach Dienstnummern, einfacher Protest gegen die Verhältnismäßigkeit polizeilichen Vorgehens werten sie als Störungen des Polizeieinsatzes. Die Polizeibeamten wirken aufgehetzt, sie erscheinen äußerlich teilweise als Skinheads, teilweise haben sie extrem kurze Haare und ähneln dem Erscheinungsbild zeitgenössischer Rechtsradikaler.

Puh, da klingelt’s auch bei mir. Erschien doch einer der Polizeibeamten, die gegen mich aussagten, kahlgeschoren, bis an die Ohren tätowiert und mit einer „West Coast Choppers“-Jacke zum offiziellen Gerichtstermin. Dass die Beamten, die mich festgenommen und „mit einfacher körperlicher Gewalt“ niedergeprügelt haben, ebenfalls der hier beteiligten Einsatzhundertschaft angehörten, erwähnte ich ja bereits. Und weiter:

Seit vierzig Jahren berichten Strafverteidiger und Betroffene immer wieder davon, daß Demonstranten willkürlich von Polizisten zusammengeschlagen und anschließend mit dem falschen Vorwurf strafrechtlich verfolgt wurden, Widerstand gegen die Polizeibeamten geleistet zu haben. Es hat unzählige Verurteilungen solcher Opfer polizeilicher Gewalt gegeben, unzählige Polizeibeamte kamen ungestraft davon. Es handelt sich nicht um ein Augenblicksversagen der Schläger. Das Verhalten der Polizeiführung und des Innensenators im Anschluß belegt, daß die Schläger mit deren Billigung handeln und auf deren Deckung und Rechtfertigung zählen konnten. Es zeigt, daß die Behörde selbst durch das Fertigen und Verfolgen von Strafanzeigen gegen das Tatopfer den Korpsgeist zum Schutze der Schläger organisiert.

Dem ist eigentlich nicht viel hinzuzufügen, wir sind leider größtenteils hilflos. Vielleicht noch der Hinweis, dass es sich in vielen Fällen lohnt, in die Berufung zu gehen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Richter vorm Landgericht immerhin ein bisschen genauer hinschauen und neutraler urteilen als es vor dem Amtsgericht der Fall war.

Den gesamten Artikel sowie die Videos gibt es drüben beim CCC. Dorthin ein herzliches Dankeschön für die Veröffentlichung dieser Materialien!

UPDATE: Dazu ein Artikel in der taz „Neues Video belastet Beamten – Mal eben weggeschaut“ und einer aus der Morgenpost: „Unterlassungserklärung – Juristische Schlappe für Berlins Polizeichef„.

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Creative Commons Kultur

SWR2-Sendung über freie digitale Kultur

SWR2 Wissen hat heute morgen eine Sendung mit dem Titel „Gemein-Freiheit – Vorboten einer freien digitalen Kultur“ ausgestrahlt. Sehr hörenswert!

Zitieren, kopieren und collagieren – die Sprache des 21. Jahrhunderts ist digital. Texte, Musik, Bewegtbilder lassen sich in Sekundenbruchteilen körperlos rund um den Erdball schicken. Die binäre Information ist so flüchtig geworden wie der Gedanke selbst. Ort und Zeit spielen im virtuellen Gedanken- und Ideenaustausch keine Rolle. Ganz gleich, ob Kunst, Kultur oder Wissenschaft – im virtuellen globalen Netzwerk des Internet wird gemeinsam an einer neuen Kultur gebaut, mit neuen Regeln und Werten.

Zu Wort kommen z.B. Lawrence Lessig, John Weitzmann, Markus Schmidt und Volker Tripp.

Die Sendung von Sebastian M. Krämer steht beim SWR2 auch zum Download bereit und zum Nachlesen kann man sogar einen Blick ins Manuskript werfen. Vorbildlich.