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Datenschutz No Future

NSA dich doch selber!

Heute nachmittag war ich auf meiner ersten Kryptoparty, bei just. Dort habe ich es immerhin geschafft, Mails mit OpenPGP in Thunderbird zu ver- und entschlüsseln und dabei auch meinen alten Key von 2008 (damals hatte ich noch nicht vor Gmail kapituliert) wieder gefunden. Mir scheint allerdings, dass seit dem kein großer Fortschritt in der Benutzbarkeit von Verschlüsselungssoftware gemacht wurde und irgendwann habe ich frustriert aufgegeben, zumindest vorübergehend.

Momentan arbeite ich ausschließlich mit dem Gmail-Webinterface. Meiner Meinung nach gibt es keinen Mailclient und auch keine andere Webanwendung, die so super easy und komfortabel zu bedienen ist wie Gmail. Leider. Meine Wunschvorstellung ist, meinen eigenen Mailserver auf antischokke.de laufen zu haben, mit schniekem Webinterface und der einfachen (!) Möglichkeit, Mails zu verschlüsseln. Und das ganze muss dann auch noch Hand-in-Hand mit einer Android-App gehen. Hat da jemand was zur Hand?

Nunja, jedenfalls ist ja nicht erst seit der Snowden-NSA-PRISM-TEMPORA-Geschichte klar, wie wichtig ein sensibler Umgang mit all unseren Daten ist – falls sowas überhaupt noch möglich ist. Egal, ob jemand denkt, sie hätte etwas zu verbergen oder nicht. Es geht überhaupt überhaupt überhaupt nicht darum, dass wir irgendwelche kriminellen oder anstößigen Informationen austauschen. Es geht einfach um’s Prinzip. Es geht niemanden außer mir und die Empfänger meiner Nachrichten an, was ich so treibe, mit wem ich kommuniziere und was mich gerade brennend interessiert und was nicht. Viele wägen sich in Sicherheit; denken, sie machen ja nix auffälliges. Das mag das individuelle Empfinden sein, aber es gibt zig Fälle, in denen Menschen aufgrund ihres Aufenthaltortes, ihrer Gesprächspartner oder irgendwelcher Begriffe gerastert, komplett überwacht oder zu Verdächtigen bis Staatsfeinden werden. Und auch jenseits dieses Aspektes geht Freiheit immernoch vor Sicherheit. Oder um es mit Benjamin Franklin zu sagen (jaja, ich weiß, abgenudeltes Zitat, aber es ist immernoch sooooo wahr): „Wer die Freiheit aufgibt um Sicherheit zu gewinnen, der wird am Ende beides verlieren.“

Mir ist schon klar, dass mit der Nutzung von Facebook, Twitter, Gmail und meinem Smartphone sowieso schon viel zu leichtsinnig, nachlässig und bequem bin. Und auch wenn ich versuche, nur Dinge im Netz zu hinterlassen, die nicht allzu tief in mein Privatleben blicken lassen: Ein großer Teil meines Lebens findet im Netz statt, und das soll auch so sein. Aber die Dienste suggerieren mir, dass ich mich noch aktiv dafür entscheiden kann, wie viel Privatsphäre ich mir bewahren möchte und wie viel ich an nicht-Berechtigte preis gebe. Einerseits lassen mich die neuesten Entwicklungen fassungslos zurück, andererseits ist es auch das, was viele von uns schon immer geahnt und vor dem einige auch sehr ausdauernd gewarnt haben. Jetzt müssen wir die Chance nutzen, das arrogante „told you so“ beiseite zu lassen und die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf einen medienkompetenten und bewussten Umgang mit der geliebten Technologie zu lenken. Und damit meine ich nicht nur Verschlüsselung, sondern vor allem den verantwortungsbewussten Umgang mit den eigenen Daten und den Daten der anderen.

Auf spreeblick habe ich gerade ein Tool vom MIT gefunden, mit dem man die Metadaten seines Gmail-Accounts auswerten kann. NSA yourself. Es zeigt an, mit wem man wie oft per Mail kommuniziert hat. Klingt erstmal unspektakulär? Schaut mal:

metadaten-gmail

Die Namen habe ich ausgeblendet. Aber man sieht ganz deutlich, dass es verschiedene Schlüsselpersonen und Netzwerke gibt, mit denen ich häufig oder weniger häuig kommuniziere. Daraus lässt sich leicht ein wichtiger Teil meines Lebens ableiten und man kann viel hineininterpretieren, auch ohne die Inhalte zu kennen. Das dann gematcht mit meinen weiteren öffentlichen und nicht-öffentlichen Daten, und zack, ist die Privatsphäre am Arsch.

Ich bin ratlos. Weiter wie bisher? Wie finde ich den Kompromiss zwischen Bequemlichkeit und Sensibilität für die Auswirkungen meines eigenen Handelns? Wir brauchen noch mehr Aufklärung und Medienkompetenz, bei einem größtmöglichen Maß an Freiheit und Selbstbestimmtheit.

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forebber links

forebber links #07

Musik! Titel und Name des Künstlers lassen keine Fragen offen: 1977 von Kölsch.

Hier hören:

Hier lesen: http://www.kompakt.fm/releases/1977_2x12
Hier koofen: http://www.beatport.com/release/1977/1094880

Interview! Gespräch mit Neil Tennant von den Pet Shop Boys. Über Sonnenbrillen, Geschenke und Bowie.
http://www.popjustice.com/interviewsandfeatures/a-lengthy-neil-tennant-interview/116349/

Zurück! Die Pixies sind wieder da, mit irrem Home-Alone-Video. #bagboy.
http://www.muzu.tv/pixies/pixies-bagboy-musikvideo/1942619/

8000 Mark wert: DJ Koze in the mix.
https://soundcloud.com/factmag/fact-mix-387-dj-koze-june-13-1

Ähäm. Westbam hat ein neues Album veröffentlicht. Götterstrasse. Uh-oh. Und ich finde es gut. Mit ganz vielen schönen Gaststimmen, z. B. Brian Molko, Inga Humpe, Richard Butler und Lil Wayne.
Interview: http://www.taz.de/!116042/

Uff. Marusha ist Fan von Angela Merkel. Dabei hat sie niemals in ihrem Leben Drogen genommen.
Rezension: http://saschalobo.com/2013/06/17/marusha-merkel-und-das-deutsche-problem/
Original: http://www.welt.de/kultur/pop/article117140968/Angela-Merkel-laesst-mich-ruhig-schlafen.html

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PRISM. TEMPORA. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Und wo aufhören.

Einen guten Überblick gibt der Print-Spiegel der vergangenen Woche.
http://www.spiegel.de/spiegel/print/index-2013-27.html

Auf netzpolitik.org verfolgt man die Entwicklungen im In- und Ausland sehr genau. (Ihr könnt für np.org übrigens auch spenden!)
https://netzpolitik.org/category/ueberwachung/

Interview mit Andy Müller-Maguhn (CCC) von 1998 (!): “Es wird alles abgehört, was nur abhörbar ist.”
http://www.wwwagner.tv/?p=10438

Jacob Appelbaum (TOR) beim netzpolitischen Abend der Digitalen Gesellschaft in der cbase:
http://vimeo.com/69570248

Artikel von Malte Spitz (Grüne) in der New York Times:
http://www.nytimes.com/2013/06/30/opinion/sunday/germans-loved-obama-now-we-dont-trust-him.html?_r=0

Studentinnen verhören NSA-Recruiter. Groß!
http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/574070/Studenten-verhoeren-NSA-Beamte

Interview mit fefe in der FAZ:
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/internet-sicherheitsexperte-felix-von-leitner-der-ueberwachung-entgehen-das-macht-richtig-viel-arbeit-12269438.html

Ist alles erlaubt. Wait – w00t?!
http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/geheimdienst-affaere-amerika-darf-deutsche-abhoeren-12273496.html

Jeder hat das Recht auf ihr eigenes PRISM:
http://prism.andrevv.com/

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Der Prozess gegen den Stadtjugendpfarrer Lothar König vor dem Amtsgericht in Dresden ist (vorübergehend) geplatzt. \o/
http://test.jg-stadtmitte.de/soligruppe/2013/07/02/statement-der-soligruppe-zur-aussetzung-des-prozesses/
http://www.publikative.org/2013/07/02/wir-geben-keinen-millimeter-mehr-nach-prozess-gegen-lothar-konig-ausgesetzt/

Interaktive Karte mit den Ergebnissen der der Volkszählung „Zensus 2011“, entwickelt von OpenDataCity für die Bundeszentrale für politische Bildung. Die Karte steht unter einer Creative Commons Lizenz (CC-BY) – sie soll und darf eingebettet werden.
http://www.zensuskarte.de/

Die Partei DIE PARTEI steht kurz vor der Machtübernahme. (Im Ernst, das ist doch die einzig wählbare Partei dieses Jahr.)
http://www.n-tv.de/politik/Wir-stehen-kurz-vor-der-Machtuebernahme-article10938486.html

Broschüre zum Thema CC: „Free Knowledge thanks to Creative Commons licences. Why a non-commercial clause often won’t serve your needs.“
https://www.wikimedia.de/images/1/15/CC-NC_Leitfaden_2013_engl.pdf (PDF, englisch)

Interview mit Gayle Karen Young, Chief Talent and Culture Officer bei der Wikimedia Foundation „The Cat-Herding-est Job on the Planet.“
http://www.inc.com/leigh-buchanan/wikimedia.html

xkcd: Time Wiki
http://xkcd-time.wikia.com/wiki/XKCD_Time_Wiki

Is eigentlich klar. Eigentlich. Fucking fuck with protection!
http://kleinerdrei.org/2013/07/reine-routine/

In meiner alten Schule in Borken kippen Kinder beim Sexualkundeunterricht reihenweise um.
http://www.derwesten.de/politik/campus-karriere/notarzteinsatz-beim-sexualkunde-unterricht-an-gymnasium-in-borken-id8121639.html

Stepen Fry hat im letzen Jahr versucht, sich das Leben zu nehmen. Auf seinem Blog und im Podcast mit Richard Herring spricht er zum ersten Mal öffentlich darüber.
http://www.stephenfry.com/2013/06/24/only-the-lonely/
http://www.comedy.co.uk/podcasts/richard_herring_lst_podcast/episode_18_stephen_fry/

Fernsehen kann auch gut sein. Frühstücksfernsehen kann auch grandios sein. Mit Olli Dittrich und Cornelia Stratmann.
http://www.daserste.de/unterhaltung/service-unterhaltung/specials/fruehstuecksfernsehen-100.html

Schlaue Tipps, indeed:
http://www.latimes.com/news/opinion/commentary/la-oe-0407-silk-ring-theory-20130407,0,2074046.story
http://theheretic.me/2013/07/04/being-introed-here-are-your-to-dos/

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Iron Blogger

Deutsche Welle über die Iron Blogger: Wer nicht bloggt, muss zahlen

Und noch ein selbstreferentieller Beitrag. Nach Spiegel Online ist nun auch die Deutsche Welle auf uns aufmerksam geworden. Dort hat Silke Wünsch einen sehr schönen und vielseitigen Beitrag über die Iron Blogger geschrieben. DIGITALES LEBEN – Wer nicht bloggt, muss zahlen. Darin kommen neben Sascha Lobo auch Bloggerinnen und Blogger aus Köln und Bonn zu Wort, und außerdem durfte ich selber ein paar Sätze beisteuern:

Einige Netzpessimisten behaupten, die deutsche Bloggerszene sterbe aus. Nicht mit den Ironbloggern. Ihre Mission heißt: Wir reanimieren die Blogosphäre und holen uns das Internet zurück.

In Berlin werden die Bloggerinnen Nicole Ebber und Michelle Thorne auf die Bewegung aufmerksam und gründen kurze Zeit später die erste deutsche Ironblogger-Gruppe. Dabei ist ihr wichtig, dass „die aktue Bloghemmung überwunden wird“, wie sie in ihrem Blog „antischokke.de“ schreibt, außerdem schätzt sie das Miteinander (beim Bier trinken) und „die schöne Nebenwirkung, dass wir uns mit dem Revival unserer Blogs das Netz zurück erobern.“

Schreiben, trinken, sich vernetzen
Die Berliner Szene findet die Idee cool und steigt ein. Auf der re:publica erzählt Nicole Ebber, dass die Berliner es geschafft haben, innerhalb von anderthalb Jahren gut 3.500 Texte zu veröffentlichen, gleichzeitig aber auch 1.500 Euro in die Bierkasse geflossen – als „Strafe“ für die faulen Blogger. Zurzeit machen 61 Berliner BloggerInnen mit. Wer schreibfaul ist und nicht abliefert, zahlt die fünf Euro gerne in die Kasse ein, beim Ironbloggen geht es ja auch um das Gesellige.

Das Ironbloggen setzt sich in immer mehr deutschen Städten und Regionen durch. Und das innerhalb weniger Monate. Mittlerweile gibt es in Deutschland zwölf Ironblogger-Clubs, von Hamburg bis München, von Köln bis Leipzig. Die Themen, über die die BloggerInnen schreiben, sind breit gestreut. Technik, Internet, Bloggerszene, Netzpolitik, Essen, Garten, Tiere, Stricken, alles ist dabei.

„Nazis und andere Idioten dürfen natürlich nicht mitmachen“, sagt Nicole Ebber. Weitere ungebetene Gäste sind Anbieter, die Blogs vermarkten wollen oder diejenigen, die das Projekt als Fundgrube für neue Werbeplattformen sehen. In Berlin gab es bereits solche Anfragen. Nicole Ebbers Antwort ist: „Ein ganz klares Nein. Es geht hier nicht darum, Kohle zu machen, sondern einzig und allein darum zu schreiben und brachliegende Blogs wiederzubeleben.“

Mein eigentliches Zitat war ja, dass „Nazis und sonstige Arschlöcher“ nicht mitmachen dürfen. Die Redakteurin fragte mich, ob sie das in „Nazis und sonstige Schweine“ umbenennen könne, wegen der DW-Sprachguidelines. Mein Gegenvorschlag: „Nazis und sonstige Idioten“, schon allein wegen der armen Schweine. (Und das wiederum erinnert mich an die Szene aus dem Doors-Film, wo sie „Girl we couldn’t get much higher“ für die Fernsehaufnahmen in „Girl couldn’t we be a big hit“ umbenennen sollten…)

Jedenfalls: Rock’n’Roll, es geht gut ab mit den Iron Bloggern. Und die PR-Typen und Splittergruppenanwärter scheinen auch gecheckt zu haben, was geht und was nicht. \o/