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[Webmontag #7] in Köln

Am 22.01.2007 fand der 7. Kölner Webmontag statt, diesmal in einer neuen Location. Ich schätze, die Anzahl der Teilnehmenden hat mit angemeldeten 92 und über 100 Anwesenden wohl einen neuen Rekord erzielt.
Puh, auch das noch… Als wenn ich nicht schon nervös genug gewesen wäre. Dieses Event habe ich nämlich zum Anlass genommen, die Ergebnisse meiner Diplomarbeit mal in Form einer Präsentation vorzustellen. Nachdem René wie immer sehr souverän die Begrüßung vorgenommen hatte, war ich auch schon dran. Sobald ich den Link zum Video habe, werde ich ihn hier posten, dann könnt ihr euch selber ein Bild machen.

Als nächster hat Björn Schotte über Web2.0(In)Security und was wir dagegen tun können berichtet. Bei den Technics musste ich leider passen, ansonsten ein spannendes und vor allem wichtiges Thema. Um die „größte Sicherheitslücke, nämlich die VOR der Tastatur“ ein wenig zu schließen, empfiehlt er Chorizo. Achtung, das ist auch was für VegetarierInnen!

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23C3-Nachlese Tag 4

Tag 4, also der Samstag, fing stark an, hat dann wieder nachgelassen und legte doch noch ein schönes Ende hin:

Ego Striptease – Ich zeig dir, wer du bist. Hier ging es primär um den Diskurs zwischen Anonymität und totaler Offenlegung der Privatsphäre. Warum geben wir soviel über uns preis? Flickr, Delicious, Blogs, Soziale Netzwerke wie StudiVZ, Xing oder MySpace ermöglichen ein Profiling, was nie so einfach zu erstellen war wie heute. Weiteres zum Inhalt schreibt z.B. futur.plom. Meiner Meinung nach geht es bei diesem Thema eindeutig um Medienkompetenz und das Bewusstsein, welche Daten ich über mich preisgeben WILL. Solange ich selbst bestimme, welche Daten für die Öffentlichkeit einsehbar sein sollen und mir obendrein auch bewusst ist, dass diese Daten im Zweifelsfalle auch gegen mich verwendet werden können, spricht nichts gegen diese Art des „Striptease“. Wenn ich allerdings in meinem Blog nur Saufgeschichten poste, könnte dies in einigen Jahren zu meinem Verhängnis werden: Meine zukünftige Chefin wird ggf. nicht besonders begeistert sein. Und was einmal im Netz veröffentlicht wurde, wird sich nie völlig aus den unendlichen Weiten der digitalen Welt eliminieren lassen. Mein Lieblingsfazit: Aufklärung und Bewusstsein erlangen und bei anderen schaffen! Außerdem: Besser zweimal überlegen, welche Datenkrake ich mit welchen wertvollen Daten füttere!

Auf in Saal 1 zum Podjournalism mit Bicyclemark.

Podjournalism mit Bicyclemark

Ein wunderbar unterhaltsamer Mensch, der hätte auch gut ins Abendprogramm gepasst. Thema sind hier die Unterschiede zwischen traditionellem (investigativem) Journalismus und dem Podcast-Journalismus. Ausgehend vom „Media Wasteland“ der 1990er Jahre wagt er einen Rundumschlag im Hinblick auf die zunehmend konsolidierte Medienlandschaft (siehe z.B. die Printmedienwüste in Köln (DuMont)). Er führt Begriffe wie Bullshit-Journalism (auf keinen Fall zu verwechseln mit Gonzo-Journalism sondern eher im Dunstkreis von Bullshit-Bingo anzusiedeln) und Sensationalism (TomKatCrazy etc.) an, die den qualitativen, investigativen Journalismus immer mehr ins Abseits drängen. Abhilfe schafft seiner Meinung nach der Podjournalism, also Pod- bzw. Videocasts on Demand nach journalistischer Manier und noch ne ordentliche Portion Blog dazu. Nähere Infos liefert z.B. der Beitrag bei uninformation. Ferner hat Bicyclemark sich des Öfteren über Wikipedia beschwert, wo der Eintrag „Podjournalism“ wohl bisher immer wieder verbannt wurde…

Danach kurz bei monochrom reingeschaut, dann aber doch ein kleines Art & Beauty chill-in/chill-out vorgezogen. Nachdem ich allerdings diesen Bericht gelesen habe, hab ich mich doch etwas geärgert. Naja, und dann plätscherte der Tag noch so dahin, keine Chance, die Zeit anzuhalten. Der Fnord-Jahresrückblick war n bisschen angestrengt witzig aber dennoch informativ, Culture Jamming war schön, vor allem die Lachse, die gegen den Strom laufen, und den krönenden Abschluss bildete dann die Closing Ceremony mit Tim Pritlove: 4200 Menschen haben den Kongress durch ihre aktive und passive Anwesenheit bereichert, alles lief friedlich, ohne „offizielle“ Polizeieinsätze und (hacker-)ethisch einwandfrei ab.

Mein Fazit über meinen ersten Chaos Communication Congress: Abgesehen von den teilweise überfüllten und stickigen Räumen fand ich die Organisation 1a. Der Preis von 80 Euro hat mich zunächst schockiert, nach Ende des Kongresses fand ich ihn aber durchaus gerechtfertigt. Für noch gerechtfertigter hätte ich allerdings einen StudentInnen-Rabatt befunden. Inhaltlich hatte das Programm auch für Nicht-Nerds einiges zu bieten, langweilig wurde es uns nie. Die Zeitplanung fand ich ebenfalls sehr angenehm, später Start und spätes Ende, dafür nicht so viele langgezogene Pausen zwischendurch. Allerdings ist bei uns das Networken ein bisschen zu kurz gekommen, da wir meistens von einem Vortrag zum nächsten geeilt sind. Im Vergleich zu der fast schon familiären Atmosphäre des Barcamps war die Veranstaltung dafür dann vielleicht doch ein wenig zu groß. Trotzdem: Im Dezember 2007 soll es wieder heißen: Same procedure as last year, Britta!

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23C3-Nachlese Tag 3

Unter anderem haben wir am Freitag den Opensearch Workshop besucht. Das Projekt Opensearch steckt noch mitten in der Entwicklung und soll eine kollaborative und dezentrale Peer-to-Peer-Suchmaschine nach Art von Yacy werden. Die Hauptverantwortlichen hatten es nur leider nicht nach Berlin geschafft, sodass ein improvisierter Vortrag nur an der Oberfläche des Themas kratzen konnte. Interessant war dann aber die anschließende Diskussion mit einem Entwickler von Yacy, der ein bisschen von deren State-of-the-Art plauderte. Er wies dann auch auf die verwirrende Namensgebung bei Opensearch hin: Die Amazon-Suchmaschine A9 bedient sich ebenfalls einer Technologie namens OpenSearch. Wenn das mal nicht die Anwälte auf den Plan ruft!

Als nächstes bildeten wir uns ein, mal was über Sicherheitslücken in Web 2.0 Anwendungen hören zu müssen: Subverting AJAX. Wir durften allerdings relativ schnell feststellen, dass unser Technikverständnis nicht in Ansätzen ausreichte, um dem Inhalt der Präsentation folgen zu können. Naja, dann gabs erst mal einen leckeren Kaffee und ne Club Mate in der geschmeidigen Art & Beauty Area. Frau gönnt sich ja sonst nix…

Weiter gings mit Mining Search Queries. Hier wurde das AOL-Datenfile auseinanderklamüsert und ausgewertet. Immer wieder erschreckend und unglaublich, dass AOL diese in ihren Augen anonymisierten Daten tatsächlich veröffentlicht hat. Ebenfalls unglaublich, nach welchen Begriffen manche Leute suchen. Neben vollen Namen, Adressen, Kreditkartennummern, Telefonnummern oder E-Mail-Adressen, die Personen relativ eindeutig identifizieren, werden z.B. auch Anweisungen wie „I am a police officer I need a adress from 617 232 2425“ eingegeben! Das Internet, dein Freund und Helfer?! Der Vortrag endete dann auch mit dem Hinweis, eine so leichte Aggregation von persönlichen Daten durch entsprechendes Suchverhalten zu vermeiden.

Ein Highlight war mal wieder der Vortrag von Lawrence Lessig On Free, and the Differences between Culture and Code.

Lessig at 23C3

Der Anfang kam uns doch recht bekannt vor, die Mash-Up-Videos hatte er größtenteils schon im Sommer auf der Wizards of OS gezeigt. Auch hier tobte die Menge spätestens beim Jesus („I will survive any bus-crash“). Allerdings stieß der Vergleich des US-Urheberrechtssystem mit dem System der Sowjetunion nicht durchgängig auf Zustimmung: der Zwischenruf „Yankee, go home!“ muss hier wohl nicht näher kommentiert werden. Auf den Inhalt will ich hier nicht näher eingehen, es lohnt sich definitiv, das Video anzuschauen. Auch hier der Aufruf: Creative Commons und andere freie Lizenzen, wie die GPL, haben im Grunde die gleiche Intention. Wir sollten die kleinen Streitigkeiten nicht in der Öffentlichkeit austragen, sondern uns geschlossen für diese Freiheiten einsetzen. Unstimmigkeiten sollten dann doch lieber „quietly“ beim Bier diskutiert werden. Schade, dass er dabei Becks trinkt: dieses Bier verkörpert doch wohl eher das Gegenteil von Freiheit!

Als nächstes machte uns Udo Vetter darauf aufmerksam, dass wir das Recht zu schweigen haben. Hier ging es um Durchsuchung, Beschlagnahme, Vernehmung – Strategien für den Umgang mit Polizei und Staatsanwalt. Vetter hat eine angenehm trockene Art von Humor und hat die eine oder andere Anekdote aus seinem Anwaltsdasein zum Besten gegeben. Sehr witzig und unterhaltsam aber auch ebenso informativ, hier das Video. Ganz wichtig: Gib keine Passwörter raus! Du bist nicht verpflichtet, der Polizei dein Passwort mitzuteilen! Weitere Erkenntnis: Raubkopierer sind keine Verbrecher, das ist schon eine inhaltlich falsche Aussage: Verletzungen des Urheberrechts sind nämlich keine Verbrechen, sondern Vergehen. Darüber hinaus ist der Tatbestand des Raubes bei einer Verletzung des Urheberrechts ebensowenig erfüllt. Diese Kampagne lässt sich leicht als reine Panikmache entlarven!

So, zum Ende des Tages, es war ja mittlerweile 23 Uhr, wollten wir dann noch beim PowerPoint-Karaoke mitlachen. Das war jetzt aber nicht so wirklich witzig und wir haben uns geschafft und voller Input from the Acker gemacht.

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23C3-Nachlese Tag 2

So, endlich kommt hier mal eine kleine Nachlese zum 23C3, dem 23. Chaos Communication Congress, der vom 27. bis zum 30.12.2006 im Berliner Congress Center stattfand. Britta und ich sind hingefahren und haben ne Menge Vorträge besucht.

23C3

Da wir die Hinfahrt allerdings erst am 27.12. angetreten sind, starte ich den Bericht erst mit dem zweiten Tag, dem 28.12.06. Besonders hervorzuheben sind zunächst mal die angenehmen Startzeiten, so dass wir das Friedenauer Domizil unseres Vertrauens jeden Morgen recht gemütlich nach einer mit Liebe gebrühten bzw. gebrauten Tasse Kaffee verlassen konnten. Keine erwähnenswerte Schlange am Eingang, dafür haben wir 5 Minuten nach der Zange zum zuzangen unserer Bändchen gesucht. Aber immerhin waren wir groß genug, um eingelassen zu werden („You must be this tall to be this tall“).

Nach einer kurzen Orientierungsphase sind wir dann mit dem CCC Jahresrückblick 2006 gestartet. So fiel uns der Einstieg in den Spirit des Kongresses relativ leicht. Saal 1 beeindruckte durch seine Größe und Eleganz, die Vortragenden durch die ein oder andere Anekdote (z.B. die Sache mit dem „ehemaligen“ Verfassungsschützer Herrn Pohl). Hingewiesen wird unter anderem auch auf eine Studie von Peter Gutmann zum DRM in Windows Vista sowie auf die Hack-a-bike Geschichte für Fans der Deutschen Bahn.

Der nächste Vortrag Dying Giraffe Recordings: A non-evil recordlabel hatte mal wieder was mit meinem Lieblingsthema Creative Commons zu tun. Faire Lizenzen für faire Musiker und faire Fans. Großartig Neues konnte ich nicht davontragen, aber der Vortragende hat einen schönen Vergleich verwendet: Große Konzerne wie Nike und andere gewissenlose Marktmachtfixierte lassen ihre Güter zu Dumpinglöhnen in asiatischen Sweatshops produzieren. Warum sollen sich dann nicht auch die VerbraucherInnen die Globalisierung zu Nutze machen, um günstig Musik einzukaufen? Als Positivbeispiel und Alternative zu DRM-beschränkten Sites nennt er die russische Site allofmp3.com.

Zum ersten Mal durfte ich Zeugin einer Ausgabe der hippen Lightning Talks werden: Maximal 5 Minuten lange Vorträge zu beliebigen Themen. Alternative, ergonomische Tastaturlayouts namens NEO werden vorgestellt. Eine besonders gute Idee finde ich die Abschaffung des meines Erachtens überflüssigen Caps-Lock-Keys („Einrasten der Shift-Taste“). Ich teile absolut die Ansicht des Vortragenden: „Diese Taste braucht man doch nur, um sie zu „entrasten“, wenn man sie versehentlich betätigt hat.“ Allerdings scheiden sich hier wohl die Geister, wie eine repräsentative Umfrage im engeren Familienkreis ergab. Was meint ihr dazu? Des Weiteren gabs u.a. noch einen Prototyp des One-Laptop-per-Child aus der Ferne zu bewundern sowie einen hacktivistischen Auftritt der Hacktivismo-Gruppe mit Kamelle für alle am Schluss.

Dann ging es weiter mit einer leicht freakigen Show von Quinn Norton zum Thema Body Hacking. Sie übertrug das Motto „if you can’t open it, you don’t own it“ auf ihren Körper und ließ sich bspw. einen Magneten in den linken Ringfinger implantieren. Dieser lässt seine Trägerin diverse elektromagnetische Felder spüren, musste allerdings mittlerweile wieder entfernt werden. Der Vortrag ist ziemlich überdreht und viel zu speedy (wofür sie die Erklärung gleich mitliefert: Provigil), sodass wir nur die Hälfte mitbekommen. Aber interessant war es allemal.

Als nächstes waren wir bei Christine Ketzer, die über die Frage Warum wir uns so gerne überwachen lassen? referierte. Für ausführlicheres hierzu checkt z.B. rabenhorst. Im Anschluss dann noch die Elektronischen Reisedokumente angeschaut. Folgende Folie hat besonders viel Aufsehen erregt:

Know your enemies...

Biometrie beschützt also die Nation vor allem Bösen oder besser gesagt Fremden! Schön, dass man das Böse auch schon ohne Biometrie erkennt… Ohne Worte! Dieses Bild stammt aus einer irgendeiner Sicherheits-Verteidigungs-Broschüre, weiß jemand noch genaueres?

Langsam haben wir dann auch mal genug Input und erwägen, den magischen Ort zu verlassen. Dann lockt doch noch die Electronic Frontier Foundation mit einer Vorstellung der Organisation und ihrer Aufgaben. Die reißen uns nochmal richtig vom Hocker, diese Art der Aufklärung ist doch eine wirklich wichtige Aufgabe. Wer macht sowas eigentlich in Deutschland? Ein EFF-Büro in Brüssel ist ja in Planung, aber in Deutschland könnten wir so eine motivierte Organisation ebenfalls gebrauchen. Highlight ist dann noch, dass John Perry Barlow und John Gilmore unerwartet ein paar Worte an das Publikum richten. Zum Glück gab es auch keine Zeitbeschränkung nach hinten, sodass das ganze in einer gemütlichen Plauderei endete. Gefläsht von diesem letzten Vortrag machen wir uns auf den Heimweg und schwelgen in Zukunftsplänen. Auf zu neuen Taten…

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Köln: Webmontag im Januar

Der Termin für den nächsten Kölner Webmontag steht: 22. Januar 2007 im Spielplatz in der Kölner Südstadt. Für alle weiteren Infos checkt das Wiki und tragt euch in die Teilnehmerliste ein.

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BarcampCologne – Review

Ich wollte ja schon längst was über das BarcampCologne bloggen, aber aufgrund widriger Umstände komme ich erst heute dazu.
Es war wunderbar. Ich bin ebenfalls immernoch geflasht von der Atmosphäre und der wunderbaren Wissensvermehrung. Das schicke „Auch für Mädchen“-Banner hat nur scheinbar keine große Wirkung gezeigt. Wir waren gefühlte 10 Frauen unter ca. 130 Männern. Na gut, immerhin. Für Britta und mich war es ein hervorragender Anlass, mal aus unserem Diplomarbeitsdschungel auszubrechen und auf ein paar andere Gedanken zu kommen.

Ein paar Stichworte zu den Sessions, die ich besucht habe:
Collective Intelligence
Zwei neue Worte hab ich gelernt:
Crowdsourcing – das Outsourcen von Arbeitsprozessen an viele Menschen, wie z.B. bei der Kartierung von Marskratern (NASA Clickworkers). Spannendes Ding.
Captcha-Sweatshops: Spamverbreiter stellen Menschen an, die den ganzen Tag nix besseres zu tun haben als Captchas zu knacken. Krass!
Die Diskussion uferte am Ende ein bisschen aus in Richtungen wie: Soziale Aspekte, Einstein, Marketing, Motivation für Schwarm-Intelligenz usw. Bleibt die Frage: Wo sind die Grenzen zwischen kollektiver Intelligenz, Wissen und Kollaboration?

Creative Commons International
Catharina und Tessi von Creative Commons International haben über die internationale Arbeit von CC gesprochen. Glücklicherweise konnte ich eine Woche vor Abgabe keine herausragenden neuen Erkenntnisse gewinnen. Das wäre auch schlimm gewesen… Es ist aber mal wieder interessant zu sehen, wie die Intention von Creative Commons beschrieben wird. Mir fällt es immer sehr schwer, in wenigen prägnanten Worten zu vermitteln, was CC überhaupt ist, macht und will. Aber ich arbeite daran. Fazit der Session (und glücklicherweise komme ich auch in meiner Arbeit zu diesem Ergebnis) war, dass der noch fehlenden Anerkennung der Lizenzen vor Gericht, der Interoperabilität der Lizenzen mit anderen freien Lizenzen und dem mangelnden Bewusstsein der Öffentlichkeit unbedingt entgegengewirkt werden muss. Eine Idee war es, einen Fake-Prozess vor Gericht zu provozieren. Super! Wer machts?

Second Life
Leider war der Raum zu klein und stickig, so dass wir uns nicht die ganze Session ansehen konnten. Ich hatte vorher zwar den Begriff schonmal gehört, konnte mir aber nicht viel darunter vorstellen. Second Life ist eine virtuelle Welt, in der man als Bewohnerin sozial oder auch kommerziell mit anderen interagieren kann. Geschäftsmodelle aus dem First Life werden hierher übertragen, man kann Klamotten kaufen, Grundstücke, einen Raketenrucksack usw. Es gibt ein Auditorium, wo Vorträge gehalten werden und im Januar sogar Lawrence Lessig über sein Buch Free Culture reden wird. Am Ende kann man sich die virtuelle Version sogar von ihm signieren (im Sinne von Autogramm) lassen. Verwirrend, verrückt, abgefahrn das Ganze! Die beste Frage lautete: Und was ist eigentlich das First Life?

Einfluss von Web 2.0 auf Politik und Gesellschaft
Hier wurde ein Vergleich zwischen der US-amerikanischen und deutschen Netzöffentlichkeit gezogen. Warum bloggt in Deutschland kaum jemand politisch? Man trägt seine partei-politische Haltung hier nicht so nach außen. Als Beispiel ist mir eingefallen, dass z.B. meine Eltern oder andere Bekannte der älteren Generation nie geäußert haben, was oder wen sie wählen. Darüber spricht man nicht…. Es wurde die These aufgestellt, dass die Medienlandschaft in den USA ein geringeres Meinungsspektrum hat als bei uns in Deutschland. Deswegen weichen die Menschen dort eher auf alternative Kanäle aus und es bilden sich Gegenöffentlichkeiten heraus. In öffentlichen Verwaltungen oder Parteibüros fehlt es definitiv noch an der Kompetenz und Bewusstsein für das Web 2.0 Gedöns. Hier würden Leute zum Medienexperten auserkoren, die einmal für eine Zeitung geschrieben haben. Die „allgemeine Politikverdrossenheit“ spiegelt sich auch im Netz wider. Gepaart mit Netz2.0verdrossenheit kommt halt nix gutes bei rum. Weitere Statements dazu im Wiki.

Polizei und Web 2.0
The almost legendary Polizei 2.0 Session. Gestartet ist Guido Karl mit einem Spot von Klicksafe. Dann gings weiter mit dem „Amoklauf“ von Emsdetten: Schüler bringen sich in Gefahr bringen, wenn sie anstatt vor dem Schützen wegzulaufen auf ihn zurennen, um alles mit dem Handy zu filmen. Youtube lässt grüßen. Weiter ging es mit dem Beispiel einer 14-jährigen, die sich betrunken dabei hat filmen lassen, wie sie einem Jungen einen bläst. Das Video wurde ebenfalls bei Youtube hochgeladen. Wie kann die Polizei gegen solche Sachen vorgehen? In dem 500-Seelen-Dorf ist das Mädchen jetzt Gesprächsthema Nummer 1 und sollte sich wohl eine neue Identität zulegen. In Second Life wärs möglich. Gute Überleitung. Die Session endetet mit dem Vorschlag, eine Polizeiwache in SL zu eröffnen. Hihi. Zweiter Vorschlag waren Polizei-APIs auf ebay, sevenload usw. Die Online-Anzeigenannahme gibts ja schon. Auch hier das Fazit: Medienkompetenz auf Seiten der Polizei und der Öffentlichkeit fehlt. Mehr dazu im Wiki. Und Herr Karl bloggt jetzt auch!

Anonymität im Netz
Fukami, BeF und Scotty haben direkt im Anschluss an die Polizei 2.0-Sache zum Thema „How to exit the Matrix“ vorgetragen. Zentrale Frage: Wie können wir uns anonym im Internet bewegen? Z.B. mit technischer Hilfe von TOR oder JAP und menschlicher Vorsicht. Die beiden haben zwei interessanten Thesen aufgestellt, die es lohnt, zu posten:

  • Eine freie Gesellschaft muss es sich leisten, einen Teil nicht kontrollieren zu können. Damit wird eine Erstarrung ihrer Strukturen verhindert, die keine Weiterentwicklung mehr zulassen würde.
  • Menschen, die sich beobachtet fühlen, verhalten sich anders als Menschen, die sich nicht beobachtet fühlen. Erstere passen ihr Verhalten so an, wie sie glauben, dass sich alle anderen verhalten.
  • Dann haben die beiden noch folgende imaginäre bzw. fiktiven Personen vorgestellt: Jakob M. Mierscheid (SPD-Fake), Friedrich Gottlob Nagelmann, Edmund Friedemann Dräcker und Reiner Fakeman (den Namen find ich am besten!).

    Semantic Web vs. Microformats
    Wir haben endlich verstanden, was Microformats sind. Glaub ich.

    Virales Marketing
    Moorhuhn war der Aufhänger. Ein riesiger Erfolg, das Spiel verbreitete sich rasant in alle Büros und Heime. Allerdings brachte kaum jemand das Spiel mit Johnny Walker in Verbindung und somit hatte es seine Werbewirkung verfehlt. Wichtiger Anhaltspunkt für erfolgreiches Marketing: Der „Benefit“ der durch das Produkt entsteht muss in Verbindung gebracht werden mit dem „Reason why“. Beim Vogelfutter Trill ist der Benefit der gesunde Vogel und der Reason why sind die Jod-S11-Körnchen. Und jetzt kommts, ich bin erschüttert: S11 steht einfach nur für Sonnenblume. Die enthalten Jod, beginnen mit S und haben 11 Buchstaben. Nix hier mit extravagantem Spezialfutter. Sonnenblumenkerne! Wie gemein. Und die Piemont-Kirsche gibts auch nicht in echt. Jetzt muss nur noch jemand kommen und mir erzählen, die Jungs in der Whassup-Sache sind Antialkoholiker.

    Alles in Allem eine rundum runde Sache. Auch als weibliche Nicht-Nerds waren wir auf dieser Unconference sehr gut aufgehoben. Die Auswahl der Vorträge war groß und die Themen breit gefächert, so dass auch politische und gesellschaftliche Themen rund ums Internet nicht zu kurz kamen. Hoffentlich gibts im nächsten Jahr ein BarcampCologne#2. Ein herzliches Dankeschön nochmal an die OrganisatorInnen (falls ich dieses Wort bei einer „Nicht-Konferenz“ überhaupt verwenden darf) und alle, die mitgemacht, vorgetragen, gebloggt, geflickrt und sich mit uns ausgetauscht haben.

    Mein persönliches Fazit: Die allgemeine Medienkompetenz muss gefördert werden. Aufklärung über Web 2.0 und allem was dazu gehört müssen stärker forciert werden, es ist zu wenigen Menschen bewusst, was sich hier gerade bewegt. Wir brauchen mehr politische Auseinandersetzung im und mit dem Netz. Diese Überlegungen leite ich zum Teil daraus ab, dass wir so wenige Leute dazu bringen können, sich für Veranstaltungen wie das Barcamp oder Webmontage zu interessieren. Und daraus, dass wir (also dieseR BarcamperIn an sich) teilweise schon denken, dass alles sei mittlerweile Mainstream, während ein Großteil die Bedeutung der einschlägigen Begriffe überhaupt noch nicht erfasst hat. Ich schließe mich Brittas Aufruf an: Das schreit nach Aufklärung.

    Soviel von meiner Seite, es gibt noch unzählige Berichte und tolle Fotos bei Flickr und Sevenload. Ganz besonders möchte ich auf diesen pl0gcast mit Telefoninterviews zum Barcamp-Feedback hinweisen.

    Ich muss weg, ich hab noch eine Verabredung mit Herrn Dräcker!

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    Große Schatten werfen ihre Ereignisse voraus

    In order of appearance:

    Am 25. und 26. November findet hier in Köln ein Barcamp statt. Und das Neuste: Es kommen auch Mädchen! Juchu, wir sind am Start. Check it out und sei dabei!

    barcamp Cologne

    Am Freitag gibts auch schon ein kleines Warmup zum Networken und das ganze andere Gedöns mit Bier.

    Apropos Bier: Der große Feiertag rückt immer näher. Am 04.12. werde ich meine Diplomarbeit in die Hände meiner Prüfer geben und das Zittern kann beginnen! Bis dahin ist sleep out of question und meine lieben Mitmenschen müssen meine Launen und Zicken noch ein paar Tage ertragen. Die Armen.

    Zwischen Weihnachten und Silvester steigt dann in Berlin die 23C3-Sause: der Chaos Communication Congress. Wenn Britta und ich die Abgabe unserer Arbeit und die Weihnachtsexzesse gesund überstehen, werden wir mal wieder einen gemeinsamen Ausflug nach Berlin unternehmen. Herrlich. Kommt jemand mit?