Wir sind drin! Unser Beitrag Blogs und Bier? Das lob’ ich mir! #ironblogger wurde angenommen. Gemeinsam mit vier weiteren Blogger_innen aus vier deutschen Städten (Hamburg, Ruhrpott, Kiel, Stuttgart) werde ich bei der #rp13 im Mai auf der Bühne Bier trinken und über das Iron Bloggen plaudern.
Mal schnell einen Link posten, etwas Interessantes twittern, ein Bild hochladen – es ist sehr einfach geworden, Inhalte mit Anderen zu teilen. Aber sie verschwinden innerhalb kürztester Zeit in den Untiefen der Newsfeeds, und zudem sind wir von den Plattformbetreibern abhängig. Grund genug, sich wieder stärker um das eigene Blog zu kümmern: Mindestens einmal in der Woche einen Blogpost zu schreiben — das haben sich Iron Blogger weltweit vorgenommen. Wer das nicht schafft, zahlt 5 Euro in die lokale Gemeinschaftskasse. Von dem Geld geht man zusammen Bier trinken. Die Iron Blogger verkörpern sozusagen das Motto der #rp13: IN/SIDE/OUT: Wir schreiben und vernetzen uns online, um dann offline miteinander zu trinken.
In dieser Session werden sich Iron Blogger aus ganz Deutschland zum ersten Mal treffen und gemeinsam Bier trinken. Wir besprechen, was an Bloggen so toll ist, wie wunderbar Blogs Social Media ergänzen und wie man sich durch Iron Blogging vernetzt und seinen Horizont erweitert. Dazu zeigen wir die erfolgreichsten und skurrilsten Beiträge und wirre Statistiken über die Korrelation zwischen Biertrinken und Bloggen. Außerdem stellen wir ein Starterkit für neue Iron-Blogger-Gruppierungen vor.
These
Wir wollen dem offenen Netz die Wertschätzung erweisen, die es verdient. Und wie könnte man das besser machen als durch eigene Blogs und gemeinsame Motivation!
Kategorie
Wirtschaft (!)
Unterhaltung
Was jetzt noch fehlt sind die wirren Statistiken und ein antischokkenblog mit regelmäßigen Einträgen. Jedenfalls: Kommt kucken!
Ich befinde mich noch immer auf so einer Art Synapsenkirmes gepaart mit langsam einsetzenden Abschiedsschmerz. Die vorletzten drei Tage habe ich von morgens bis spät nachts in der STATION-Berlin verbracht und die re:publica 2012 gefeiert.
Neuer Ort
Ehrlich gesagt hatte ich ja befürchtet, dass die Teilnehmer_innen, Themen und das Drumherum die neue Riesenlocation nicht würden füllen können. Ich hing tatsächlich sehr an der Kalkscheune und der Gemütlichkeit und Vertrautheit und bin ja – was solche tiefgreifenden Veränderungen lieb gewonnener Gewohnheiten angeht – eher konservativ.
Alles total unbegründet, es hat fantastisch funktioniert und war von Anfang an sehr geschmeidig. Die Teilnehmer_innen haben die Hallen mit ihren Vibes komplett ausgefüllt und alle Angebote (Twitterwall, Affenfelsen, bunte Plastikstühle, Fotoautomat, Open Space, Freibier, Partnerstände etc.) begeistert angenommen.
Die Organisatoren newthinking und Spreeblick haben es mit einem tollen Team und vielen Helfern wirklich geschafft, die re:publica weiter zu entwickeln, ohne sie zu verfremden oder Ideale zu verraten.
Für mich persönlich (und mein Lampenfieber) war es gut, direkt am ersten Tag mittags vorzutragen, um mich dann später komplett dem Getümmel hinzugeben. Unser Publikum war zwar sehr aufmerksam, ließ sich aber leider in dieser ersten, frühen Session noch nicht so leicht in Diskussionen und Fragerunden verwickeln. Insgesamt hat aber alles gut funktioniert, wir haben ausführlich über die Möglichkeiten lokaler Arbeit für Freies Wissen aufgeklärt und bei einigen sogar Ideen für eigene lokale Aktionen ausgelöst.
Wikimedia Deutschland hatte einen eigenen Stand im re:publica square und die Kolleginnen und Kollegen haben tolle Arbeit gemacht und ein abwechslungsreiches Programm (PDF) zusammen gestellt. Das Interesse des vorbeiflanierenden Publikums war groß, auch wenn ich persönlich mich über mehr WMDE-Präsenz im Hauptprogramm gefreut hätte.
Neben der Diskussion zu „Frauen in die Wikipedia!“ war ein Highlight für mich in jedem Fall die Präsentation der Broschüre „Freies Wissen dank Creative-Commons-Lizenzen (PDF)“. Die Broschüre erklärt Folgen, Risiken und Nebenwirkungen der Bedingung ’nicht-kommerziell – NC‘ und ist in Zusammenarbeit mit iRights.info und Creative Commons entstanden.
Macht 2012 zum Jahr der Blogs!
Ich schließe mich der Meinung vieler an und möchte aus dem Gesamtprogramm den Überraschungsvortrag bzw. die Keynote der Herzen von Sascha Lobo besonders hervorheben. Kuckt am besten selbst, der Vortrag ist sehr unterhaltsam und gibt einen prima Überblick über eigentlich alles, was uns bewegt (Video Teil 1, Teil 2). Sascha ruft darin unter anderem die Renaissance der selbst kontrollierten Homepage aus und fordert die anwesenden Internetpeople auf, 2012 zum Jahr der Blogs zu machen: „Macht ruhig Tumblr, Facebook, Twitter, aber macht auch ein Blog! Bloggen! Tragt die Blogbotschaft in die Welt! Macht ein, zwei, viele Blogs! Macht Podcasts!“ Besonders erwähnenswert ist natürlich noch der von Sascha gepriesene Aufruf zum Vegetarismus von kosmar.
Iron Blogger trinken Live
Berauscht von der Ankündigung der Blog-Renaissance trafen sich die Iron Blogger Berlin am Donnerstagabend, um die Bierkasse leer zu trinken. Freibier gab es sowieso, also haben wir in Longdrinks investiert und gemeinsam 265 Euro eingesetzt. Neben dem großen Hallo mit alten Bekannten konnte ich auch endlich mal viele neue Gesichter hinter den Blogs kennen lernen. Sehr schön! Vier Aufnahmeanträge wurden ausgefüllt; insgesamt sind wir jetzt 33.
Guerilla-Karaoke – Bohemian Rhapsody
Bei der offiziellen Verabschiedung gab es diesmal kein Bohemian Rhapsody, sondern eine komische Hippie-Awesome-Band. Bei der Abschlussparty dann allerdings gerieten wir plötzlich in einen Wimmel von Menschen, die auf Stühle stiegen und ihre Stimmen zur republica-Hymne erhoben. Ich kann gar nicht so viel hachen wie ich <3en möchte.
Danke und weiter so!
Für mich war das eine der besten – wenn nicht sogar DIE – beste re:pulica ever! Das allerdings ehrlich gesagt größtenteils wegen der vielen superen Menschen, mit denen ich dort meine Zeit verbracht habe. So viele Gespräche, Pläne, Späße und Geschichten. Wahnsinn. Ich fühle mich noch immer wie berauscht von den ganzen Eindrücken.
Die Organisation war ausgezeichnet und professionell (aber dennoch mit viel Herz), gutes Catering, guter Spirit, gute Parties, gute Musik, unaufdringliche Sponsoren. Allet schick!
Ich habe so wenige Vorträge gesehen wie bei keiner vorherigen re:publica. Die Entscheidung fiel teilweise schwer, entweder liefen mehrere gute Dinge gleichzeitig oder die Titel und Abstracts hielten nicht was sie versprachen. Trotz guter Vorsätze hab ich mir Vorträge zu Themen bzw. von Menschen angeschaut, die sich sowieso kenne. Und dann saß ich in Vorträgen uns las auf twitter, dass es auf der anderen Bühne gerade viel interessanter ist. Abschießend kann ich nicht wirklich sagen, dass ich viele neue Impulse mitgenommen habe. Für nächstes Jahr wünsche ich mir weniger parallele Stränge oder einen vierten Tag.
Ich freue mich auf die re:publica 2013 und schicke ein großes Dankeschön an alle, die die letzte Woche so besonders gemacht haben.
Rerun von Pelt, Flickr, CC-BY-SA 2.0 http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/
Weiterlesen:
Geht es nur mir so, oder habt ihr auch den Eindruck, dass erstmals wieder mehr von und über die Bloggerkonferenz gebloggt wurde?
Total kleine und nicht repräsentative Auswahl der Blog- und sonstiger Beiträge, die ich gelesen bzw. gehört und für zumindest interessant befunden habe:
Sascha Lobo hat in seiner Mensch-Maschine-Kolumne einen tollen Beitrag zu einem meiner Lieblingsthemen geschrieben: Euer Internet ist nur geborgt. Das Thema ist uns theoretisch allen bewusst, aber irgendwie ist das doch alles so bequem und alle anderen machen es ja auch so.
Eigentlich ist es eine Banalität und sollte gar nicht mehr erwähnt werden müssen: Daten auf sozialen Netzwerken müssen unter allen Umständen so behandelt werden, als könnten sie jederzeit verloren gehen. Denn sie können jederzeit verloren gehen.
Macht ihr regelmäßig Backups eurer Tweets, FB-Dingse oder Plusse und Bilder? Sind eure Posts auch schon mal von höherer Instanz „zensiert“ worden? Hat sich nicht auch einer eurer Lieblingsdienste vor kurzem irgendeinen Privacyfail erlaubt oder hat sich vom großen Bruder kaufen lassen?
Aber wer auf seine digitale Freiheit Wert legt, für den bleibt – solange freie Social Networks wie Diaspora noch irrelevant sind – nur das schönste, aber anstrengendste Instrument für die soziale Vernetzung und das Teilen von Inhalten übrig: die selbst kontrollierte Website, also das Blog.
Bloggen! In meinem Beitrag Meine Texte sind meine Texte komme ich ebenfalls zu dem Schluss, dass das beste Social Network mein eigenes Blog ist. Und dass ich eigentlich jeden noch so kleinen Beitrag – sei es ein Link, ein Zitat, ein Foto oder ein sonstiger Schnipsel – hier für alle digitale Ewigkeit festhalten sollte. Denn nur hier kann ich wirklich das machen, was ich möchte.
Ärgerlicherweise bedeutet das auch, dass man machen muss, was man möchte. Und dauernd möchten zu müssen ist recht energieaufwendig.
Ähäm. Und wie. Allein den harten Iron-Blogger-Regeln und dem damit einhergehenden sozialen Druck zum Dank schaffe ich es, immerhin einen Blogpost pro Woche zu veröffentlichen. Und während ich hier schon wieder viel zu lange über diesem klitzekleinen Beitrag sitze, schreiben andere in der gleichen Zeit mal eben quick & dirty das halbe Internet voll. Aber gut, ich arbeite daran und übe weiter.
Jetzt noch zwei schöne Abschlusszitate, eins von Sascha:
Bürger zu Bloggern, das Blog ist die digitale Stimme des Einzelnen.
Nachtrag: Gerade im Guardian gelesen: Tim Berners-Lee: demand your data from Google and Facebook – Exclusive: world wide web inventor says personal data held online could be used to usher in new era of personalised services. Er bringt noch ein paar weitere wichtige Aspekte ins Spiel:
He said web users needed to be more conscious that websites that seemed to be permanent fixtures of the online world could disappear within a few years. „Whatever social site, wherever you put your data, you should make sure that you can get it back and get it back in a standard form. And in fact if I were you I would do that regularly, just like you back up your computer … maybe our grandchildren depending on which website we use may or may not be able to see our photos.“
Berners-Lee said he was concerned by the rise of so-called „native apps“ such as those produced for the iPhone and iPad because they were not searchable. „Every time somebody puts a magazine on a phone now and doesn’t put it on to a web app [a form of open software] you know we lose a whole lot of information to the general public discourse – I can’t link to it, so I can’t tweet it, I can’t discuss it, I can’t like it, I can’t hate it.“
Ich habe der Mädchenmannschaft in der Reihe WWW-Girls ein paar Fragen über antischokke, das Internet im Allgemeinen und meine Bloggerei im Besonderen beantwortet. Ausschnitt:
Was dir ohne Internet nicht passiert wäre:
Ohne Internet? Mein jetziges Leben wäre mir nicht passiert. Meine Diplomarbeit, Berlin, mein Job, meine Wohnung, viele meiner Freundinnen und Freunde. Die Frage hätte ich vor einigen Jahren vielleicht differenziert beantworten können. Dazu gibt es einen treffenden Text des polnischen Dichters Piotr Czerski, Wir, die Netz-Kinder: “Für uns ist das Internet keine externe Erweiterung unserer Wirklichkeit, sondern ein Teil von ihr: eine unsichtbare, aber jederzeit präsente Schicht, die mit der körperlichen Umgebung verflochten ist. Wir benutzen das Internet nicht, wir leben darin und damit.”
Wovon braucht das Internet mehr:
Mehr Leute, die das Internet verstehen und die selber Coden lernen; die Demut vor der Offenheit und Dezentralität des Netzes haben und es in seinen Grundstrukturen und -freiheiten erhalten wollen. Und: Mehr Menschen, die Ironie erkennen können (vgl. eternal-September-artige Zustände auf Google+).
Frauen im Web…
…sollten an Wikipedia mitschreiben. Überhaupt: Sie sollten viele sein, und lauter und mutiger. Und weniger wehleidig.
Ich ärgere mich schon seit längerem, dass ich hier schon seit noch längerem nichts mehr geschrieben habe. Die Ausrede, dass die Zeit fehlt, ist ziemlich faul. Ich nutze Twitter, Identi.ca und Soup.io regelmäßig, teile Artikel im Google Reader, ein paar Leuten sage ich auch per Foursquare, wo ich mich gerade so herumtreibe. Die Soup importiere in in Facebook, weil da einige Leute drin sind, die nichts von diesem richtigen Internet wissen und trotzdem mitbekommen sollen, was bei mir so geht.
Je größer die Zeitlücke zum letzten Posting hier wird, desto mehr steigt der Druck, was wirklich Relevantes als zu schreiben. Und dann hat ja immer jemand anders dieses wirklich Relevante schon vor mir geschrieben. Und dann klicke ich mich doch nur wieder durch KlickstreckenSoups und Tweets und Blogposts anderer Leute, anstatt selber aktiv zu werden.
Eine Lösung wäre, hier mehr auf Schnipselchen zu setzen, die ich normalerweise an die Soup schicke. Also mein Blog viel öfter auch als Tumblelog zu nutzen, vielleicht sogar als Mircoblog. (BTW: Dürfen heutzutage „richtige“ Blogposts noch aus weniger als 140 Zeichen bestehen?) Ganz klarer Vorteil: dann habe ich viel mehr unter einem – meinem eigenen – Dach. Und nicht das Problem der sterbenden Dienste, die meinen Content mit ins Grab nehmen. Der Nachteil: Mehr Rauschen.
Nun gut, der erste Schritt ist getan und interessanterweise sind mir während des Schreibens schon vier neue Themen eingefallen, die ich hier veröffentlichen kann (und muss). Auf die guten Vorsätze!
Ein Dank geht raus an thornet für die vielen guten Diskussionen zum Thema und den Motivationsschub durch ihre letzten Beiträge. Hatte ich bereits erwähnt, dass die Mülleimer oft zu klein sind?