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Netzpolitik No Future

BVerfG entscheidet über Online-Durchsuchung

Gerade läuft auf Phönix die Übertragung des Urteils des Bundesverfassungsgerichts über die Online-Durchsuchung in NRW. Dieses Gesetz wird für unvereinbar mit dem Grundgesetz und damit für nichtig erklärt! Juchu. Außerdem beruft sich Karlsruhe erstmals auf ein „Grundrecht auf Gewährleistung der Vertraulichkeit und Integrität informationstechnischer Systeme“. Dies sei allerdings nicht schrankenlos. Markus schreibt auf Netzpolitik mit, bitte dort weiterlesen. Dort gibt es auch einen Nachrichtenüberblick. Und hier die Pressemitteilung des BVerfG.

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Musik No Future

Jungle World über den ‚Aufruhr im Musikantenstadl‘

Schwerpunktthema der aktuellen Ausgabe der Jungle World ist die Krise der Musikindustrie:

Aufruhr im Musikantenstadl. Fröhlich singt’s auf dem iPod, klingt’s auf dem MP3-Player, surrt’s auf der Festplatte und scheppert’s auf der Bühne. Platten oder CDs hingegen kauft kaum noch jemand. Haben die illegalen Downloader die Probleme der Musikindustrie verschuldet, oder hat sie selbst den Trend verpennt? Gibt es überhaupt eine Krise der Musikbranche, oder ist die Musik selbst ein Krisengebiet? Wie kommunistisch ist Downloaden, welche Nebenwirkungen hat es, und was sind die Alternativen? Hier spielt die Musik:

Jungle World 06/2008

Fünf Artikel beleuchten die Verluste der Musikindustrie und die Frage nach einer Krise der Musik selbst, den Kampf der Großen gegen Hippies und HighTech-Firmen (btw geschrieben von Janko Röttgers), Vor- und Nachteile von legalen und illegalen Downloads bzw. Filesharing sowie Alternativen der Selbstvermarktung in Form des Sub­skriptionsmodells der Einstürzenden Neubauten. Man darf also nach wie vor auf die aktuellen Entwicklungen in der Branche gespannt sein.

Und zur Entspannung zwischendurch empfehle ich die aktuelle Phlow-Compilation: „Their Finest Hour Vol. 1„.

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No Future Web 2.0

de:bug: Wer Zwei Null sagt, muss doch an Drei Null denken

Ich bin ja eine große Freundin von Sascha Köschs (den ich übrigens geraume Zeit fälschlicherweise als Sascha Kölsch zititert und mich über den tollen Nachnamen gefreut habe…) Artikeln im de:bug Magazin. Angefixt wurde ich sozusagen von diesem Zitat aus der de:bug #98 aus Januar 2006 (Wer hat Angst vorm Web 2.0):

Jedem ist klar, ohne Open Source würde es kein Internet geben. Ohne Modelle wie Creative Commons hat Web 2.0 keine Zukunft. Denn hinter all diesem Mashup von Daten lauert immer wieder eine Struktur von Gesetzen, die entscheiden muss, wem diese Daten eigentlich gehören und wer was damit überhaupt tun darf. Es gibt zwar schon jetzt genügend Rechtsstreits rings um den Komplex Web 2.0, aber ich bin überzeugt, solange sich das Ganze noch im Netz abspielt, hält sich das alles in Grenzen. Wird das Web 2.0 aber erst mal komplett in die Welt entlassen, sind wie immer unsichtbare Webservices auch noch auf dem kleinsten elektronischen Gadget da draußen und kollidieren erst mal nicht mehr nur Urheberrechtsinteressen, sondern reale Dinge aufgrund von eigenwilliger Information aus dem Netz, dann werden sich auch bald über 50% der Rechtsstreite irgendwie um Web 2.0 drehen. Oder vielleicht wird es spätestens dann Zeit, zur nächsten Versionsnummer überzugehen, aber vielleicht wird es auch gar kein Web 3.0 geben, weil 2.0 so lange reicht, bis 3.0 einfach nicht mehr als Web erkennbar ist.

In der aktuellen Ausgabe schreibt er unter dem Titel Open über alles über neue Wege und Abwege des Web in seiner jeweils zugeschriebenen Version.

Web 2.0 Kater? Kein Wunder, denn die Pflege der eigenen Netzwerke ist anstrengend genug. Doch was hilft auf der Suche nach dem besseren Web? Alles öffnen? Drei Null? Die Wolke? Mobiles? Semantik?

Und weils so schön ist, versuche ich hier mal, den Artikel zusammenzufassen: Demnach lässt sich das Web 3.0 geschmeidig in drei Worte verpacken: Open, Mobile und SemanticWeb. Seinen Anfang nahm das Mitmach-Web damals mit der Wolke-/Cloud-Metapher, die besagt, dass immer mehr Services (Backups, Musik, Adressbücher, Kalender), die früher an den heimischen PC gebunden waren, ins Netz verlagert wurden, in ein „undefinierbar vielgestaltiges Draußen“ sozusagen. Allerdings lässt er dieses Sinnbild nicht ganz ungeschoren davon kommen und gibt der „komplex-verhudelten Wolke“ direkt einen kleinen Seitenhieb mit: „Wer mal versucht hat, seine eigene Präsenz auf mehreren Social Networks in den Griff zu bekommen, der weiß, dass dagegen die Parkplatzsuche in der Innenstadt ein Kinderspiel ist.“

Weiter geht’s mit einem kleinen Exkurs zu OpenID als „eine der viel versprechendsten Erleichterungen in der multiplen Web2.0-Identitätskrise“ über die Facebook Platform, welche allen Entwicklern den Zugriff auf eigene Profildaten, Feeds, Mails, Messages etc. erlaubt, bis hin zu Googles OpenSocial und dem Hinweis, im Hinterkopf zu behalten, „die neue Weltherrschaft gibt sich immer dufte über-sozial“. Soviel zum Thema Open.

Wer Mobile sagt, muss natürlich auch iPhone sagen. Allerdings kommen die aktuellen Mobile-Apps und die Hardware nicht besonders gut weg: „Gegen die Beschränkungen auf einem Mobiltelefon sind nämlich selbst die blödesten DRM-Downloadshops ein Hippieparadies“. Die Open Handset Alliance mit ihrem Linux-basierten Betriebssystem (Android) bietet zwar offene APIs, will den Bruch zwischen Web und Telefondaten aufheben und außerdem Entwicklertools bereitstellen. Die Entwicklung von entsprechender Software ist allerdings auf Java beschränkt und macht die Bedeutung des Begriffs Open somit relativ offen interpretierbar.

Im Abschnitt über das Semantic Web beschreibt Kösch die Potentiale der Vernetzung von Daten, Information und ihre semantische Anreicherung, gibt aber auch zu bedenken, dass das Potential gerade erst mal angetastet ist. „Die Realität müsste eigentlich schon längst viel weiter sein.“ Im Web 3.0 würden demnach das eigene Adressbuch mit den Kontakten aus jeglichen sozialen Netzwerken und IMs, andere öffentliche Onlineaktivitäten (Blogs, Photos, Videos, etc.), dem öffentlichen Telefonbuch und Friend-of-a-Friend-Plugins verknüpft und die gesammelten Daten wären dann „nicht nur im Netz, sondern auch auf dem Telefon oder dem MP3-Player oder wo immer sonst noch ein Netzwerk oder eine intelligente Kiste zu haben ist“ (inkl. RFID-Chips) synchronisiert.“ Beim Lesen bekam ich spätestens hier kalte Füße. Der letzte Satz reißt es dann aber nochmal raus:

„Und dann setzen wir uns alle noch mal zusammen und reden über Datenschutz.“

Und in diesem Sinne kippe ich mir jetzt, um es ebenfalls mit Kösch zu sagen, erst mal ein paar Widgets hinter die Binde und wünsche Euch viel Spaß beim Lesen des ganzen Artikels.

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Netzpolitik No Future

30.000 klagen gegen Vorratsdatenspeicherung

Das alte Jahr endet mit einer Erfolgsmeldung des AK Vorrat:

Die vom Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung initiierte Verfassungsbeschwerde gegen die sechsmonatige Speicherung aller Verbindungsdaten ist heute beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe eingereicht worden. Erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik haben rund 30.000 Menschen einen Rechtsanwalt mit der Erhebung einer Verfassungsbeschwerde beauftragt. Der Arbeitskreis veröffentlicht zugleich Empfehlungen zum Schutz vor der ab 2008 geltenden „Totalprotokollierung der Telekommunikation“.

Vielen Dank an alle, die mitgemacht haben!

Um sich zumindest marginal gegen diese geplante Schweinerei in Form der Aufdeckung ihrer persönlichen und beruflichen Kontakte und Bewegungen schützen zu können, rät der AK Vorratsdatenspeicherung besorgten Bürgerinnen und Bürgern:

  • 1. Fragen Sie den Datenschutzbeauftragten Ihres Telefonanbieters, Ihres Handyproviders, Ihres E-Mail-Anbieters und Ihres Internet-Zugangsanbieters, ob und für wie viele Tage Ihre Verkehrsdaten 2008 gespeichert werden. Verlangen Sie die unverzügliche Löschung der Daten und nutzen Sie Pauschaltarife (Flatrates). Speichert Ihr Anbieter trotzdem auf Vorrat, wechseln Sie zu einem anderen Unternehmen.
  • 2. Nutzen Sie kostenlose und vorausbezahlte Dienste nur noch unter falschem Namen (z.B. E-Mail-Konten, Prepaid-Handykarten). Dies ist auch in Zukunft vollkommen legal.
  • 3. Nutzen Sie Anonymisierungsdienste und -software für sensible Aktivitäten im Internet.

In diesem Sinne: Auf zu neuen Taten im neuen Jahr 2008! Guten Rutsch.

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Creative Commons No Future

CC-Vortrag zu „Öffentlichkeit und neue Medien“

Heute habe ich an der Uni Köln im Rahmen des Seminars „Öffentlichkeit und neue Medien“ (Erziehungs- und Kultursoziologie) von Gerda Heck einen Vortrag über Creative Commons Lizenzen gehalten. Um die Folien auch den StudentInnen zur Verfügung zu stellen, habe ich endlich mal Slideshare verwendet. Hier könnt ihr euch die Präsentation anschauen und herunterladen. Sie steht natürlich ebenfalls unter der CC-BY-SA Lizenz zur Verfügung.

Mhm. Allerdings klappt beim Upload das Hinzufügen der richtigen Lizenz nicht. Ich werde das mal eruieren…

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Allgemein No Future

Webmontag Bonn in rechter Burschenschaft

Gestern morgen bekam ich eine Einladung zum Webmontag in Bonn mit den Worten

Ich habe gesehen das Sie im Köln/Bonner bereich aktiv sind und würde mich sehr freuen Sie auf unserm Webmontag begüßen zu dürfen.

Soweit, sogut. Wo der Webmontag genau stattfinden sollte, ging (in weiser Voraussicht oder doch nur versehentlich?) noch nicht aus dieser Mail hervor, allein die günstigen Getränkepreise wurden erwähnt. Ein Klick auf den Eintrag zum Bonner Webmontag brachte dann zunächst auch nicht viel mehr Klarheit. Dort war nur die Rede von einer „privaten“ Location in der Johannes-Henry-Str. 18. Eine Google-Suche ergab dann folgendes: Unter dieser Anschrift ist die schlagende Studentenverbindung „Alte Breslauer Burschenschaft der Raczeks zu Bonn“ (www [dot] raczeks [dot] de) ansässig. Mhm.

Eine erste Rückfrage beim Gastgeber und Versender der Mail, Mirko Peters, nach der mich irritierenden Location brachte nicht viel Informatives zu Tage. „studentenverbindung Stimmt, aber laut AstA sind alle Verbindungen rechts, so bald dort gefochten wird.“ Ich fand allerdings, dass er es sich etwas zu einfach machte und schaute mir die Website nochmal genauer an. Gegen das, was sich mir dann bot, kamen die Schlagworte „Gott! Ehre! Freiheit! Vaterland!“ auf der Wir-über-uns-Seite noch fast harmlos daher. Das Vortragsprogramm liest sich wie eine Liste von bekannten und bekennenden rechtskonservativen, faschistischen und nationalistischen Personen: von Horst Mahler (Mitglied und Anwalt der NPD) über Dieter Steiner (Herausgeber der Jungen Freiheit) zu Martin Hohmann (Antisemitische Äußerungen zum Tag der dt. Einheit 2003) sowie Holocaust-Leugner, Republikaner, Antisemiten oder Wehrmacht- bzw. Waffen-SS-Freunde, um nur einige zu nennen. Weiteres erspare ich euch hier, mir steht die Galle wirklich bis ganz oben.

Auf meine Antwort, dass, wenn der Gastgeber nun diese Verbindung nicht „rechts“ nennen würde, dann wüßte ich es ja nun auch nicht, sondern fände es nur noch zum Kotzen, kam nur ein „Themen sind mir eigentlich egal…“ von ihm zurück. Er hat sich also in keiner Weise von diesen Zusammenhängen distanziert, außer mit der Äußerung, dass schließlich er und nicht die Verbindung der Gastgeber sei. Wie der Kontakt zustande kam, ließ er allerdings weiterhin offen. Im Impressum der Website, die er zu seiner Person angibt (www dot av-medien dot info) steht übrigens die selbe Anschrift.

Im Laufe des Tages kamen dann bei twitter auch einige Einträge diesbezüglich hoch, die ihren Unmut bekräftigten und teilweise wohl auch Kontakt zum Gastgeber aufgenommen hatten. Auch hier scheint er keine Distanzierung für nötig gehalten zu haben und dachte nicht „das es Leute gibt die über so etwas sich einen Kopf machen„. Im entsprechenden Webmontag-Eintrag gibt es ebenfalls einige Kommentare und Tim und Kai haben darüber gebloggt. Tim Bonnemann wird dazu ebenfalls ein paar Worte auf dem offiziellen Webmontag-Blog veröffentlichen.

Ich bin ja nicht der Meinung, dass ein Webmontag völlig unpolitisch ablaufen muss und begrüße Vorträge zur Vorratsdatenspeicherung oder anderen netzpolitischen Themen. Aber sowas geht einfach garnicht. Und Ausreden, dass es in Bonn keine anderen Locations gäbe, sind wohl mehr als zweifelhaft. Ich möchte vor allem nicht, dass die Web 2.0-Szene in irgendeiner Weise mit rechtem Gedankengut in Verbindung gebracht wird. Schön, dass zumindest ein kleiner Aufschrei durch diese Szene gegangen ist. Ich bin gespannt, was das noch hinter sich herzieht, bzw. hoffe auf weitere Konsequenzen. War eigentlich jemand vor Ort in Bonn?

Update: Tja, leider gibt es nichts zu updaten. Es scheint so, als wäre garnichts gewesen. Weder auf dem Webmontag-Blog noch im Bonner Webmontags-Wiki hat sich irgendwas getan. Immerhin scheint der Verantstalter den Vorschlag zu überdenken, sich fürs nächste Mal nach einer anderen Location umzusehen. Ob der Webmontag nun tatsächlich stattgefunden hat oder überhaupt jemand diesen unsäglichen Ort aufgesucht hat, ist mir nicht bekannt.

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Aktion Datenschutz No Future

Das Panoptische Prinzip – Filme für die Zeit nach der Privatsphäre

Zusammen mit dem Kölner Filmhaus veranstaltet der Chaos Computer Club Cologne einen Minutenfilmwettbewerb mit dem Titel Das Panoptische Prinzip – Filme für die Zeit nach der Privatsphäre.

Unsere Idee ist es: FilmemacherInnen und AutorInnen zu ermutigen, sich mit dem Thema „Überwachung“ filmisch auseinander zu setzen. Es sollen Kurzfilme entstehen, die wachrütteln, verstören, zur Diskussion anregen und dem derzeit vorherrschenden Diskurs (um das Begriffspaar Sicherheit – Angst) weitere Perspektiven hinzufügen.

Die dabei entstehenden Filme werden innerhalb eines Wettbewerbs prämiert und im Kölner Filmhaus Kino einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt.

Zu den Rahmenbedingungen zählt laut Website unter anderem die Einwilligung zur Online-Veröffentlichung sowie die Lizenzierung unter einer Creative Commons (CC-NC-ND) Lizenz. Sehr schön. Im Prinzip. Allerdings stellt sich mir die Frage, ob das ND-Element nicht einiges an Kreativität verhindert, schließt es doch Mash-Ups oder sonstige Bearbeitung der fertigen Filme grundsätzlich aus. Die Filme(nden) haben doch sicherlich den Anspruch, ein größeres Publikum zu erreichen und auch in anderen Beiträgen verarbeitet zu werden. Nun gut, ich vermute andererseits, dass FilmemacherInnen, die sich mit den Fragen der Lizenzierung noch nicht intensiv auseinandergesetzt haben, eher einer restriktiven CC-Lizenz wie der BY-NC-ND zustimmen werden. In den beigefügten Teilnahmebedingungen wird die CC-Lizenzierung indes garnicht erwähnt. Ich bin gespannt, gibts hier nicht wen, der sich der Sache mal annehmen will und ein nettes Filmchen drehen mag? Tycho!?

Einsendeschluss ist übrigens der 01.12.2007 und im Januar kommen die Filme dann zur Aufführung.