New York, you’re bringing me down

(und up again, aber dazu später)

Ich bin auf Geschäftsreise. Die letzte Woche habe ich in San Francisco verbracht, seit gestern bin ich in New York. Die Woche voller Meetings, Interviews und Gesprächen bei der Wikimedia Foundation in San Francisco endete mit einem Blitzausflug zur Golden Gate Bridge, dem weltbesten Eis und einem Double Shot Cappucino mit Mandelmilch in der Nachbarschaft unseres super geschmeidigen airbnb-Apartment in Mission, Nähe Dolores Park. Samstag mittag sind wir bei 20 Grad von SFO abgeflogen nach Newark. Mit United Airlines. Vor Abflug haben wir am hochgepriesen Sushi-Stand vorm Gate kurz gezögert, aber uns dann gegen eine Mahlzeit entschieden. Denn schließlich hatten wir einen 5-Stunden-Flug vor uns, bei dem man uns sicherlich mit Kohlenhydraten an Sättigungsbeilagen ruhig stellen würde.

Aber nix. Es gab noch nicht mal ein Schokolädchen oder irgendwelche Salzstangen oder „hier, lecker Gebäck“, sondern lediglich eine Runde Getränke kurz nach Abflug. Aber hey. Landung um 22 Uhr, da hatten wir ja noch genug Zeit, bei Ankunft in Brooklyn (genauer in Bushwick, wo wir via airbnb ein Apartment gemietet hatten) was essen zu gehen. Nunja. Es lag viel Schnee als wir ankamen, und der Regen hatte sich mit dem Schnee in einen Kampf um Matsch vs. Schneedecke verstrickt.

Unser Gepäck hatte sich auch irgendwie verstrickt, so dass wir uns erst eine Stunde später auf dem Weg zum Taxi und in Richtung NYC machen konnten. Am Taxistand erwartete uns dann allerdings eine ähnliche Situation wie an diesem weltbesten Eisladen in San Francisco, ca. 50 Menschen hatten vor uns die Idee gehabt, bei dem Wetter lieber ein Taxi zu nehmen. Es war unter Null Grad, und ca. alle 10 Minuten kämpfte sich ein Taxi durch das Schneegestöber vor und lud einzelne Leute ein. Wart wart wart, frier, laber laber laber, brrrr, wart wart wart, check Busfahrplan, Hunger, müde, kalt, arrgh.

Nach 1 Stunde waren wir dann dran. Puh, endlich, ins Warme und bald irgendwo hin, wo es Essen und Schlafen gibt. Unser Taxifahrer war bester Laune, als er uns den Preis für die Fahrt von Newark nach Brooklyn ansagte. Ich will hier nicht ins Detail gehen, aber er lag über 100 Dollar. Das wäre zum einen dem Maut geschuldet, und der Tatsache, dass wir zwei Stopps einlegen mussten (um den Schlüssel zum Apartment abzuholen), und natürlich wegen des Wetters und der Knappheit des Gutes Taxi. Wir haben rumdiskutiert und gesagt no way und viel zu teuer und das würde normalerweise unter 50 kosten und so weiter und das ginge alles gar nicht und überhaupt. Keine Chance. Er könnte auch nix dafür, das wäre halt wegen Maut und Zwischenstopp und Wetter und Wetter und Maut und Zwischenstopp, und er müsste ja auch irgendwo sein Geld herbekommen. Oorrrrrgh.

Ok, was tun in so einer Situation? Aussteigen? Dann hätten wir wieder weitere 90 Minuten auf das nächste Taxi warten müssen, mittlerweile war es aber schon halb 1 Uhr nachts, und wir durchgefroren und -gehungert. Also Augen zu und durch und weiter. Total machtlos und der Willkür ausgeliefert, aber wir haben halt auch mitgespielt. Lacht ihr nur. Nach einer knappen Stunde Fahrt sind wir dann in Bushwick angekommen. Die Gegend machte bei Nacht und Regen, Schnee und Sturm einen schrecklichen und erschreckenden Eindruck auf uns. Abgeranzte Industrial Area, vergleichbar mit dem tiefsten Südsüdneukölln, nur halt noch mehr Brooklyn. Der Taxifahrer warnte uns dann noch sehr besorgt, dass wir uns hier BLOSS NICHT NACHTS ALLEINE AUF DIE STRASSE TRAUEN SOLLEN. Laber Rhabarber.

Auf den paar Metern zur Tür waren wir von oben und unten (Füße!) total durchnässt. Während ich noch die Taxirechnung bezahlte, machte sich die Kollegin an der Tür zu schaffen, OMG, alles völlig verlassen und dunkel und kaputt. Egal, rein und hoch in den 3rd Floor, natürlich nicht ohne auf das amerikanische Stockwerksystem reinzufallen und erstmal mit den riesen Koffern eine Etage höher zu klettern. Grummel. Zurück, dann rein ins Apartement. War auf airbnb als Loft ausgeschrieben, super Bewertungen, schnieke popieke etc. Bei Ankunft sind wir dann erstmal in Schock- und Froststarre verfallen. Es regnete durchs Fenster, die Heizung schaffte nur einen Radius von zwei Metern zu heizen und alles war total schlimm und wir wollten nur noch auf’n Arm oder zumindest zurück nach Kalifornien.

Außerdem hatten wir immer noch Mordshunger, aber wollten auch keinesfalls nochmal ins noch kältere Draußen. Die Kollegin hat aus Nudeln und Dosentomaten zum Glück ein Miracle zaubern können. Küchentischkrisengespräch. „Hier können wir nicht bleiben.“ Draußen sind es unter null und es schneit, drinnen knapp darüber und es regnet rein. Wie kommen wir hier nur aus dem Vertrag wieder raus und in ein bezahlbares anderes Apartment rein? Buhuhuuuuu. Uhuhuuuuu. Eine Woche Eiseskälte und nix, wo man sich mal zum Chillen oder Arbeiten oder Tee trinken gemütlich zurück ziehen konnte. Ich mag ja gebrochene Beats nicht so, und im Haus gibt es zu allem Überfluss anscheinend auch noch eine Art Drum&Bass-Club, jedenfalls bretterte die Mukke die halbe Nacht durch. Ähäm.

Nunja. „Einmal drüber schlafen und bei Tageslicht betrachten“ hilft tatsächlich. Am nächsten Morgen hatte die kleine Heizung dann doch die ganze Wohung geschafft, wir konnten die Skyline von Manhatten sehen, haben ein paar coole Frühstückcafés entdeckt und uns auf einmal doch gefreut, in New York City zu sein. NEW YORK CITY. Das muss man sich mal überlegen. Der Burner.

New York City

Jetzt ist es 24 Stunden später, wir hatten ein tolles Treffen mit etwa 20 New Yorker Wikimedians und freuen uns auf die nächsten Tage hier und in Washington. Die Leute in San Francisco haben uns schon gewarnt „New York is different“. It is, but I like totally like it. <3

(Tipps für coole Spotify-New-York-Playlists oder natürlich die besten New-York-Songs der 60er, 70er, 80er, 90er, 00er und von heute bitte in die Kommentare!)


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