23C3-Nachlese Tag 2

So, endlich kommt hier mal eine kleine Nachlese zum 23C3, dem 23. Chaos Communication Congress, der vom 27. bis zum 30.12.2006 im Berliner Congress Center stattfand. Britta und ich sind hingefahren und haben ne Menge Vorträge besucht.

23C3

Da wir die Hinfahrt allerdings erst am 27.12. angetreten sind, starte ich den Bericht erst mit dem zweiten Tag, dem 28.12.06. Besonders hervorzuheben sind zunächst mal die angenehmen Startzeiten, so dass wir das Friedenauer Domizil unseres Vertrauens jeden Morgen recht gemütlich nach einer mit Liebe gebrühten bzw. gebrauten Tasse Kaffee verlassen konnten. Keine erwähnenswerte Schlange am Eingang, dafür haben wir 5 Minuten nach der Zange zum zuzangen unserer Bändchen gesucht. Aber immerhin waren wir groß genug, um eingelassen zu werden („You must be this tall to be this tall“).

Nach einer kurzen Orientierungsphase sind wir dann mit dem CCC Jahresrückblick 2006 gestartet. So fiel uns der Einstieg in den Spirit des Kongresses relativ leicht. Saal 1 beeindruckte durch seine Größe und Eleganz, die Vortragenden durch die ein oder andere Anekdote (z.B. die Sache mit dem „ehemaligen“ Verfassungsschützer Herrn Pohl). Hingewiesen wird unter anderem auch auf eine Studie von Peter Gutmann zum DRM in Windows Vista sowie auf die Hack-a-bike Geschichte für Fans der Deutschen Bahn.

Der nächste Vortrag Dying Giraffe Recordings: A non-evil recordlabel hatte mal wieder was mit meinem Lieblingsthema Creative Commons zu tun. Faire Lizenzen für faire Musiker und faire Fans. Großartig Neues konnte ich nicht davontragen, aber der Vortragende hat einen schönen Vergleich verwendet: Große Konzerne wie Nike und andere gewissenlose Marktmachtfixierte lassen ihre Güter zu Dumpinglöhnen in asiatischen Sweatshops produzieren. Warum sollen sich dann nicht auch die VerbraucherInnen die Globalisierung zu Nutze machen, um günstig Musik einzukaufen? Als Positivbeispiel und Alternative zu DRM-beschränkten Sites nennt er die russische Site allofmp3.com.

Zum ersten Mal durfte ich Zeugin einer Ausgabe der hippen Lightning Talks werden: Maximal 5 Minuten lange Vorträge zu beliebigen Themen. Alternative, ergonomische Tastaturlayouts namens NEO werden vorgestellt. Eine besonders gute Idee finde ich die Abschaffung des meines Erachtens überflüssigen Caps-Lock-Keys („Einrasten der Shift-Taste“). Ich teile absolut die Ansicht des Vortragenden: „Diese Taste braucht man doch nur, um sie zu „entrasten“, wenn man sie versehentlich betätigt hat.“ Allerdings scheiden sich hier wohl die Geister, wie eine repräsentative Umfrage im engeren Familienkreis ergab. Was meint ihr dazu? Des Weiteren gabs u.a. noch einen Prototyp des One-Laptop-per-Child aus der Ferne zu bewundern sowie einen hacktivistischen Auftritt der Hacktivismo-Gruppe mit Kamelle für alle am Schluss.

Dann ging es weiter mit einer leicht freakigen Show von Quinn Norton zum Thema Body Hacking. Sie übertrug das Motto „if you can’t open it, you don’t own it“ auf ihren Körper und ließ sich bspw. einen Magneten in den linken Ringfinger implantieren. Dieser lässt seine Trägerin diverse elektromagnetische Felder spüren, musste allerdings mittlerweile wieder entfernt werden. Der Vortrag ist ziemlich überdreht und viel zu speedy (wofür sie die Erklärung gleich mitliefert: Provigil), sodass wir nur die Hälfte mitbekommen. Aber interessant war es allemal.

Als nächstes waren wir bei Christine Ketzer, die über die Frage Warum wir uns so gerne überwachen lassen? referierte. Für ausführlicheres hierzu checkt z.B. rabenhorst. Im Anschluss dann noch die Elektronischen Reisedokumente angeschaut. Folgende Folie hat besonders viel Aufsehen erregt:

Know your enemies...

Biometrie beschützt also die Nation vor allem Bösen oder besser gesagt Fremden! Schön, dass man das Böse auch schon ohne Biometrie erkennt… Ohne Worte! Dieses Bild stammt aus einer irgendeiner Sicherheits-Verteidigungs-Broschüre, weiß jemand noch genaueres?

Langsam haben wir dann auch mal genug Input und erwägen, den magischen Ort zu verlassen. Dann lockt doch noch die Electronic Frontier Foundation mit einer Vorstellung der Organisation und ihrer Aufgaben. Die reißen uns nochmal richtig vom Hocker, diese Art der Aufklärung ist doch eine wirklich wichtige Aufgabe. Wer macht sowas eigentlich in Deutschland? Ein EFF-Büro in Brüssel ist ja in Planung, aber in Deutschland könnten wir so eine motivierte Organisation ebenfalls gebrauchen. Highlight ist dann noch, dass John Perry Barlow und John Gilmore unerwartet ein paar Worte an das Publikum richten. Zum Glück gab es auch keine Zeitbeschränkung nach hinten, sodass das ganze in einer gemütlichen Plauderei endete. Gefläsht von diesem letzten Vortrag machen wir uns auf den Heimweg und schwelgen in Zukunftsplänen. Auf zu neuen Taten…


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