Qualitätsoffensive am BarCamp-Sonntag

Ein „Quality Sunday“ soll das werden, mal schauen. Bin nach einem (unfreiwillig ausgiebigeren) Spaziergang durch die Hamburger Morgensonne auf dem BarCamp (bchh08) angekommen, hab mir einen leckeren Obstsalat mit Bircher-Müsli gegönnt und sitze nun in der Sessionplanung. Wenn mein Ladegerät vor der völligen Akku-Entleerung noch auftaucht (hallo @miezhaus), gibt es wieder einen ausführlicheren Blogpost. Stay tuned!

11:30 Uhr: Die Zukunft des Web 2.0
Nunja, ich wage zu wagen zu bezweifeln, dass das jemand unter den hier Anwesenden vorhersagen kann, aber anschauen kostet ja nix (außer ggf. Nerven). Gute Idee übrigens: Da die allgemeine Vorstellungsrunde aufgrund der hohen Teilnehmerzahl ausfallen muss, werden in den ersten Sessions jeweils kleinere Runden (Name, 3 Tags) gemacht.

Es geht direkt los mit der These Blogs vs. Twitter etc. „Was ist jenseits dessen denkbar in 10 Jahren?“ Spracheingabe, Gestensteuerung, Software noch mehr in den Browser verlagern… Wanna Challenge wird vorgestellt und dann der Unterschied zwischen Video-Live-Streaming und Video-(Download-)Plattformen erklärt (?). WebApps sind vorbei, man sollte eher in/an MobileApps denken (!). Vision: Der Computer lernt zu verstehen, was jemand in Videos/Livestreams sagt und indexiert das direkt, inkl. Semantik, so dass Videos viel besser suchbar werden, als durch manuelles Tagging. Datenschutz, gläserner Kunde, gläsernes Unternehmen, Data Portablility, Privatsphäre.

Komischer Einwurf aus dem Publikum: „Wenn ich nach der Disco mit einer Frau nach Hause gehe, weiß es nachher das ganze Dorf. Ist im Netz ja genauso, wenn dieser Tratsch dort abrufbar ist, da sehe ich keinen Unterschied.“ Einspruch! Ich sehe da einen großen Unterschied. Man beachte da nur die durch das Internet minimal erweiterte Reichweite. Ich fass es nicht: „Sollen Sie doch überall Kameras hinstellen, ich hab nix zu verbergen!“ sagt jemand. Puh, starker Tobak, von so jemandem möchte ich lieber nichts über die Zukunft des Web hören. Vielleicht nur ein schlechter Scherz? Natürlich kann man im Web 2.0 nicht incognito bleiben, wenn man richtig mitmischen will. Dort gebe ich die Daten aber freiwillig (und hoffentlich auch bewußt) Preis usw. usf. Aber man sollte doch zumindest ein bisschen sensibilisiert sein für die Willkür der Überwachung im öffentlichen UND privaten Raum! Ich muss weg.

12:30 Uhr: Semantic Weblog
ben_ und Konstantin stellen ihre Vision des Semantic Weblog vor. Blogger nutzen häufig Tags, zu denen man auch einen Wikipediaeintrag finden kann. Ihre Idee: zu den eigenen Tags eigene Lexikonartikel anlegen, damit Leser besser verstehen, worum es im jeweiligen Blog bzw. Blogbeitrag geht. Diese Tags sollen nun noch mit Semantik angereichert werden. Konstantin macht das ganz hervorragend in seinem Blog: http://konnexus.net/. Unbedingt anschauen! Die Definitionen und Beziehungen zwischen den Tags sind allerdings persönlich geprägt, während die Wikipedia natürlich auf Allgemeingültigkeit setzt.

Problem: Tags sind von Menschenhand angelegt. Menschen sind nicht ehrlich. Sucht man z.B. bei XING nach Quantenphysik, findet man nur die Scientologen. Selbstbild vs. Fremdbild. Wertigkeit von Definitionen von Freunden vs. Unbekannten. Hinweis auf OpenCalais und Zemanta. Hach, schön, Ontologien, Taxonomien, Hierarchien, Erinnerungen ans Studium, die leider immer mehr verblassen. Gut aufpassen und schreiben geht gerade nicht gleichzeitig. Von Folksonomie hat uns damals niemand erzählt, aber das passt hier natürlich viel besser! („Amercian Pie“ von Don McLean ist btw der Songtext mit den meisten Metaphern!)

13:30 Uhr: Ein last.fm für News
Alexander Graf stellt „tasterati“ vor. Leider ist mein Akku leer. Bis später.

Mal was zwischendurch: Es bringt schon eine ziemliche Unruhe in das ganze Gewusel hier, wenn Sponsoren bereits um 14 Uhr abbauen. Das BarCamp geht meines Wissens nach bis mindestens 17 Uhr. Ärgerlich! (Die gestern entwendeten Taschen sind übrigens glücklicherweise wieder aufgetaucht und zurückgegeben worden, da hatte jemand wohl versehentlich den Begriff „Werbegeschenk“ etwas zu großzügig interpretiert.)

14:30 Uhr Just another Headhunter
Vivian erzählt aus ihrem Arbeitsalltag. Mein Fazit: XING-Profil pimpen, Saufbilder ausm Internet nehmen ;)

15:15 Uhr: Kuchen
Meine Schreibmotivation lässt nach.

15:30 Uhr: G1 & Android (T-Mobile)
Peter schreibt für mich mit! Zwei T-Mobile-Menschen führen das T-Mobile G1 live vor. Mit ausklappbarer Tastatur! Klarer Vorteil gegenüber dieses Dings, äh, iPhones. Ggf. ist das aber momentan der einzige Vorteil. Die beiden Vortragenden werden vom Publikum ordentlich auseinander genommen. „Hört sich so an wie: Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu bauen.“ „Das ist doch totaler Schrott…“ Peate qikt übrigens auch. Kann man das G1 als Modem benutzen? Nö. Nicht geplant. Kann ich meine eigene Firmware aufspielen? Ja. Man muss aber irgendwas unterschreiben, wie immer bei OpenSource (aha!?). Sie haben sich noch nicht damit auseinandergesetzt, dass jemand auf die Idee kommen könnte, ein neues Android aufzuspielen. Ob sie sich ein besseres Preismodell als beim iPhone einfallen lassen, bleibt fraglich. Angeblich sind die Preismodelle genau das, was die Kunden wollen. Das Gerät kommt im Frühjahr 2009 auf den deutschen Markt. Jetzt fragt der Vortragende: „Ist Google eigentlich gut oder schlecht?“ und beantwortet es sich selber: „Auf jeden Fall ist es praktisch.“ Achso.

Google wird automatisch darüber benachrichtigt mit, wenn Android z.B. deinstalliert wird. „Eine sehr praktische Einrichtung. Alles wird getrackt, zum Wohle des Kunden.“ Hier bekommt nach Hause telefonieren eine ganz neue Bedeutung. Aber gut, über ein Handy werden ja keine sensiblen Daten ausgetauscht. Kann man das nach Hause telefonieren komplett abschalten? NEIN, das wird vermutlich nicht gehen. Das Publikum ist hier wohl ein wenig zu skeptisch, sagt er. Die Mehrheit der Kunden in Deutschland interessiert sich nicht für diese Aspekte. Das G1 soll sich außerdem bewusst vom Style des iPhones abgrenzen.

Positives Feedback: Die Tasten sollen ganz toll sein! (Stimmt, hab gerade ein Gerät in der Hand gehabt, die Tastatur lässt sich gut bedienen und der Mini-Trackball macht auch einen passablen Eindruck.) Der Akku ist austauschbar! 2 GB Speicher ist drin, bis zu 8 GB erweiterbar. Headset ist im Lieferumfang enthalten.

Blitzumfage im Publikum: Wie viele Leute hier im Raum haben ein iPhone? ca. 75%! Und wie viele davon haben einen T-Mobile-Vertrag? Davon ca. 10%! Überraschendes Ergebnis für die Vortragenden. Für uns eher logische Konsequenz. Trotz aller Kritik war die Session sicherlich für beide Seiten sehr aufschlussreich und mehrwertig. Manchen scheint das (teilweise ein bisschen undifferenzierte) Telekom-Bashing einfach zu viel Spaß gemacht zu haben ;)

Das wars
So, ganz spontan brechen wir nun auf, zurück nach Berlin. Keine Abschlusssession. Deswegen an dieser Stelle: Ein herzlichstes Dankeschön an das ganze Orga-Team! Tolle Arbeit, es hat mir sehr gut gefallen. Ich fand die Location und das Drumherum wunderbar entspannt, hab mich sehr über einige der Anwesenden gefreut und guten Input bekommen. Neben dem geistigen Input ist natürlich der kulinarische besonders hervorzuheben. Lecker! Danke außerdem an die Sponsoren, (die sich angenehm unaufdringlich im Hintergrund gehalten haben), allen voran OTTO, die uns diese beiden Tage hier ermöglicht haben. Hervorheben möchte ich außerdem die wunderbare Tee-, Saft– und Schokoladenversorgung! Ach, und natürlich an alle TeilnehmerInnen und Vortragenden und ins Internet Schreibenden, die mitgeholfen haben, dieses BarCamp zu dem zu machen, was es war!

Das sagen die anderen:

Weitere Berichte gibt’s im mixxt-Netzwerk. Fotos bei Flickr und sicher bald auch bei ipernity.


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